Songtexte

A la carte
Abwrackprämie
Alles Mumpitz?
Alte weiße Männer
Anders reisen
Armer Borkenkäfer
Auf dem Sandstrand
Bella Ciao
Bill auf dem Grill
Blowin´ in the wind
Cyberrock
Das Lied vom Arsch der Welt
Der Klang der Stille
Der Klimaaktivist
Der Zwerg und der Riese
Die Große Verschwörung
Deutscher Diesel
Die Konkurrenz schläft nie
Ein Fall für Pisa
Ein kleines Wertpapier
Elternabend
Ernsthaft krank
Es klappert die Mühle
Falsch gefeiert
Flugangst
Fußgänger
Für nichts `ne Garantie
Gefährliche Freunde
Geisterfahrer
Geldwäsche
Geschenk aus China
Grüne Bohnen
Herr Müller hat sich ein Vermögen geschafft
Horoskop
Ich möchte meine Katze therapieren
In der S-Bahn
Jammern auf hohem Niveau
Kann denn Diebstahl Sünde sein?
Kapitaltango
Keine Frustrationstoleranz
KI
Klara Fall
Kleine Vogelkunde
Löwensuche
Marlene
Mauerlied
Mein Doppelgänger
Mike, der Kneipier
Multikulti
Niemals ohne Klopapier
Not Systemrelevant
Nur der Ralf
Oh armes Schwein, wie jämmerlich (Choral für ausgemusterte Politiker)
Opfermut
Papas Spielzeug
Pasewalk
Perlen vor die Sau
Rentnerpower
Reisepläne
Rotkäppchen und die Wölfe
S-Bahnblues
Schmiergeld für den Schiri
Schöne deinen Lebenslauf
Sixty-Four
Sommernachmittag
Sonnenstrahls Reise
Sport macht dick
Tierliebe
Verfassungsschutzblues
Vergebliches Warten
Verwechslung
Verwirrung am Weihnachtsabend
Vogelpark Walsrode
Vor Madagaskar
Warum ausgerechnet ich?
Warum sitzt der gute Onkel Willibald
Wenn bei Capri …
Wenn man wüsste
Wir kriegen alles raus
Woher die Macke?
Zehn kleine Giftzwerge
Zwischen Leber und Milz



 
 
 
 
 
A la carte
Rucolasalat, Rucolasalat,
hausgemachte Pasta mit Ricotta und Spinat,
Caneloni, Rigatoni, alles ohne Glutamat.
Schenkel vom Fasan, Schenkel vom Fasan
in Marsalasoße oder neapolitan
Calamari und Campari
und vor allem Parmesan.
Lup de mer, im Spitzenwein pochiert,
Involtini, würzig mariniert,
rosa Ente, Pinienkernpuree
und gegrilltes Weidelammfilet.
Will ich dann noch mehr, will ich dann noch mehr,
mousse au chocolat und panna cotta zum Dessert,
Zabaione, Pannetone,
Grappa hinterher.

Leider steh ick mit Gertrude
meistens an der Würstchenbude.
Ick trink Bier (schon vor vier!)
und lösche damit meinen Durst.
Sie klopft nur dumme Sprüche
und hält nichts von fremde Küche.
Von Kultur keine Spur
Sie stopft sich voll mit Currywurst.

Aber wenn Paolo mit Barolo
und der Vati mit Frascati,
Gioacchino mit Trentino
und die Tanti mit Chianti,
Benedetto mit Dolcetto
Und Giuliano mit Trebiano
und derLuca mit Sambuca
sich betrinkt,
wenn die liebe Toni Medallioni,
Tortelini für bambini
Saltenbocca und Crespelle,
Tagliatelle, Parpadelle,
Pecchorino, Bardolino
und Salice Salentino
und die Montepulcianoflasche
bringt, dann hab ich den Traum vom guten Essen,
kann die Currywurst vergessen
und ich denke, fühle, schmecke italienisch,
Ja, dann wird getafelt und geschlemmert
und gesoffen, bis es dämmert,
und ich schwelge in der schönsten Phantasie.
Denn die gute Küche aus Italien
hat die leckersten Fressalien,
hat die allerschönsten Weine
und ich sehne mich in eine
Pizzeria, Osteria, Trattoria, Mama mia,
meine Wünsche bleiben leider Utopie.

Ich hab nur den Traum vom guten Essen,
will die Currywurst vergessen...

Denn ick steh mit Gertrude
meistens an der Würstchenbude.
Sie sagt nee Zu Gourmet
sie liebt nur Ketchup und Pommes frites.
Sie lässt nichts Leckres gelten,
zwischen uns da liegen Welten,
Will ich schön essen gehen,
dann sagt Gertrude bloß igitt.

Rucolasalat...
Mozzarella, Stracciatella,
kleine Wachteln zum Verspachteln

Doch ick steh mit Gertrude
immer an der Würstchenbude.
Sie fährt stur ihre Spur
und zieht den Fastfood in sich rein.
Ich kann’s kaum noch ertragen,
ständig dreht sich mir der Magen.
Will ich schön essen gehen,
dann sagt sie: Du verfressnes Schwein.

Mit Gertrude ist es wirklich ein Kreuz.
Die lässt sich auf nichts ein, was mit gutem Geschmack zu tun hat.
Dabei hab ich schon alles mit der probiert.
Nicht nur italienisch.
Aber für kulinarische Höhepunkte hat die einfach kein Organ.
Die isst ja noch nich mal ne Tiefkühlpizza.

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: W.A. Mozart



 
 
 
 
 
Abwrackprämie
Im Lauf der Zeit sammelt sich so Einiges an,
was man nicht mehr gebrauchen kann.
Manches, was seinen Wert verloren hat,
manche and´re Sache hat man einfach satt.
Und dann fragt man sich: „Was mach‘ ich bloß?
Werd´ ich das alte Zeug auf dem Flohmarkt los?
Oder kann ich bei Ebay ein Schnäppchen machen
mit all den ausgemusterten Sachen?“
Für Autos hat man‘s früher längst schon erkannt:
gefragt ist hier Vater Staats helfende Hand.

Ich will ne Abwrackprämie für meinen alten PC.
Ich will ne Abwrackprämie für das durchgesess´ne Canapee.
Ich will ne Abwrackprämie für den leergesoff´nen Kasten Bier,
ich will ne Abwrackprämie für gebrauchtes Klopapier.
Ich will ne Abwrackprämie für mein Zigarettenetui.
Ich will ne staatliche Abwrackprämiengarantie.
Ich will ne Abwrackprämie, und zwar jetzt und gleich
und mindestens im vierstelligen Bereich!

Es sieht schlecht aus um die Welt,
wenn der Konsumklimaindex fällt,
wenn die Wachstumskurve abflacht,
weil der Endverbraucher schlappmacht.
Denn ohne Konsumierer
kennt die Wirtschaft nur Verlierer.
Es ist klar, dass jeder Laden baden geht,
wenn kein staatlich gepushter Kaufanreiz besteht.
Ja, Schrottprämien sind die beste Kur
gegen eine schwache Konjunktur.

Und darum will ich ne Abwrackprämie für meine Bücher von Karl May,
ich will ne Abwrackprämie für den ausgestopften Papagei.
Ich will ne Abwrackprämie für Omas Porzellan,
ich will ne Abwrackprämie für den rausgefall´nen Zahn.
Ich will ne Abwrackprämie für meine schon gesproch´nen Worte,
will ne Abwrackprämie für den Herrn (da) am Pianoforte.
Ich will ne Abwrackprämie, und zwar jetzt und gleich
und mindestens im vierstelligen Bereich!
Meinetwegen gern auch im fünfstelligen

Schmeiß nichts weg von deinen Resten im Keller!
Heb alles auf, jeden Teppich, jeden Teller,
jeden Eierwärmer, jede Gartenhose,
jede Seifenschale und jede Zahnstocherdose.
Sammel altes Zeug en gros!
Wenn dein Platz nicht reicht, miete ein Depot!
Denn vielleicht gibt’s ja irgendwann, wer weiß,
wieder Abwrackprämien für jeden Scheiß.
So ein Prämienpaket, das alles umfasst,
was du an Gebrauchtwaren zu bieten hast.

Sammel alles, um es irgendwann abzuwracken
und vielleicht ne Abwrackprämie dafür einzusacken!
Warum, das hat kein Mensch kapiert,
wird das Abwracken nicht mal mehr bei Autos prämiert
Warum wird nicht alles gegen Geld abgenommen,?
warum kann man nicht für alles diese Prämie bekommen?
Lieber Bundestag! Bitte genehmje
für alles ne Abwrackprämie!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 26790857



 
 
 
 
 
Alles Mumpitz?
Wir fragen uns, worin besteht die Diskrepanz
zwischen Humbug, Stuss und Firlefanz?
Wodurch, bitte, unterscheiden sich diese drei?
Das ist mitnichten einerlei!
Der Mensch denkt und redet nämlich nur gescheit
unter Beachtung begrifflicher Genauigkeit.
Wie grenzt man Humbug, Stuss und Firlefanz präzis‘ und knapp
voneinander und vom Mumpitz ab?

Man sollte dieser Frage mehr Aufmerksamkeit schenken
und den Blick dabei auch auf den Kokolores lenken.
Kokolores, Mumpitz, Humbug, Stuss und Firlefanz,
die Unterscheidung ist von ungeheurer Relevanz.
Denn das meiste, was der Mensch im Leben hören muss,
ist entweder Kokolores oder Humbug oder Stuss
oder Mumpitz oder Firlefanz und dergleichen mehr,
da muss endlich eine klare Unterscheidung her.

Aber wirklich! Is‘ dringend nötig. Längst überfällig

Man muss diese Begriffe sauber definieren,
ihr jeweiliges Verwendungsumfeld evaluieren,
ihren Kerngehalt kritisch-analytisch betrachten,
regional und schichtspezifisch auf Unterschiede achten,
den methodisch zweckentsprechenden Ansatz suchen,
sonst landet man im Handumdreh’n beim Pustekuchen,
wobei der Firlefanz gesondert betrachtet werden muss,
getrennt vom Humbug, vom Mumpitz und vom Stuss.

Und natürlich auch vom Kokolores.
Also, das versteht sich nun wirklich von selbst.

Der Firlefanz, das erkenne ich durchaus
fällt aus der Gruppe der genannten Begriffe etwas raus,
weil er mehr in Richtung Tatsachenbeschreibung geht
und weniger für dämliches Gequatsche steht.
Der Kokolores ist dagegen, im Lauten wie im Leisen,
dem dämlichen Gequatsche glasklar zuzuweisen,
weshalb er in einen Kontext gestellt werden muss
Mit dem Humbug, dem Mumpitz und dem Stuss.

Auch der Klimbim fällt aus unserer Betrachtung heraus.
Er hat, und das schließt ihn diskursiv aus,
wie der Tinnef einen eher gegenständlichen Touch.
Ihn hier einzubeziehen wäre quätscher als Quatsch
obwohl sich gewisse Parallelen aufdrängen.
Doch würde es leider den Rahmen sprengen.
Darum bleibt der Klimbim hier außer Beachtung
zugunsten der Humbug- und Mumpitzbetrachtung.

Der Humbug hat mit dem Mumpitz gemein
nicht nur sprachbezogen konnotiert zu sein,
Der Stuss hingegen bleibt dahinter zurück,
seinem Assoziationshof fehlt quasi ein Stück.
Kokolores, Mumpitz, Humbug voneinander abzugrenzen
fällt schwer, mangels substanzieller Divergenzen.
Die Schnittmenge ist hier einfach zu groß.
Ich höre auf, sonst wird es bodenlos.

Ja, und was is jetzt mit dem Pipifax?
Na nu werd‘ mal nich albern!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 20639172



 
 
 
 
 
Alte weiße Männer
Ich fühl mich richtig Scheiße, ich fühl mich grottenschlecht,
ich fühl mich einfach hundsmiserabel.
Denn ich halte nichts von mir und das vollkommen zurecht.
Ich bin für mich selbst nicht akzeptabel.
Ich hab‘ ein tiefes Schuldgefühl in mir,
klag‘ mich selber an, weiß allerdings nicht genau, wofür.
Aber irgendwas an mir ist böse, hässlich und gemein.
Ich möchte raus aus meiner Haut und gern ein and´rer sein.
Es gibt viel Schlechtes auf der Welt. Ich bin mit schuld daran,
denn ich bin ein alter weißer Mann.

Alte weiße Männer tafeln (gern) opulent,
essen selten vegetarisch und niemals vegan,
sind geil, korrupt, versoffen und beratunsresistent,
nur dem Geld und dem Laster (sind sie) zugetan.
Alte weiße Männer sind Konkursverwalter
der Kolonialzeit, sind potentielle Sklavenhalter,
zetteln Kriege an und hinterm Rednerpult
erzählen sie nur Stuss und geben anderen die Schuld.
Ich muss mich schämen für das alles, auch wenn ich kaum was dafür kann.
Egal! Ich bin nun mal ein alter weißer Mann.

Alte weiße Männer haben wenig Empathie,
was sie sagen, ist politisch meistens unkorrekt,
verströmen jede Menge negative Energie,
woll´n nichts wissen von Demut und Respekt.
Alte weiße Männer, das sind Missgestalten,
die sich zurückzieh´n sollten und die Fresse halten.
Vielfalt, Diversität ist angesagt,
inklusiv, breit gefächert, jeder ist gefragt.
Nur eine Species gibt´s, auf die die Welt verzichten kann -
Zu der gehöre ich als alter weißer Mann.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216413



 
 
 
 
 
Anders reisen
Ich hasse Touristen wie die Pest,
es ärgert mich, dass man alle reisen lässt.
Japaner, Deutsche, Holländer, Franzosen, Yankees, Briten –
den Massentourismus sollte man verbieten.
Reiseführer, Rollkoffer, Kamera,
„oh darling, how nice“, „Lotti, gucke mal da“.
Ich kann so viel Blödheit nicht ertragen,
begegnen mir Touristen, dreht sich mir der Magen.
Will ich zur Erbauung in die Fremde geh´n,
möchte ich keine anderen Touristen seh´n.

Also dahin, wo man keine Touristen sieht,
am besten in ein echtes Krisengebiet.
Der Donbas fällt mir als allererstes ein,
da scheint´s dank Putin touristisch clean zu sein.
Spaß macht´s auch, seine Grenzen auszuloten
auf der Flucht vor somalischen Piratenbooten.
Ganz gefährlich ist es wieder in Afghanistan.
Sieht man da eine Frau falsch von der Seite an,
dann riskiert man sehr schnell sein Lebenslicht,
aber anderen Touristen begegnet man nicht.

Der Terrorismus erfüllt einen guten Zweck,
wo die Bomben krachen, bleiben die Touristen weg.
Sie fürchten sich vor Schüssen und brennenden Reifen,
darum lieb´ ich den Irak und den Gaza-Streifen,
Auf ins jemenitische Rebellenzelt!
Die Bundesregierung zahlt das Lösegeld.
Komforteinbußen nehm´ ich gerne hin,
wenn ich dafür nicht unter Touris bin.
Ich kann auch verzichten auf Eis am Stiel
für ein touristenfreies Urlaubsziel.

Coca Cola, Fanta, nee, nee, nee,
vom Rülpsen tut doch immer nur die Speiseröhre weh.

Ich bin auch gern in Gegenden von Afrika
mit Cholera und Ebola.
Denn wo Viren und Bakterien ihre Kreise zieh´n
trifft man keine toskanischen Lehrer aus Berlin.
Ist ein Gebiet hoch infektionell,
dann reist sich´s dort höchst individuell.
Ich scher´ mich nicht um Malaria und um TBC,
wenn ich dafür dem Urlauberrummel entgeh´.
Zwei Dinge brauch´ ich nur, um in die Welt zu zieh´n:
Handfeuerwaffe und Penicillin.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8145626



 
 
 
 
 
Armer Borkenkäfer
Früher blieben an der Windschutzscheibe
massenhaft Insekten kleben.
Heute hat man freie Sicht nach vorn,
weil nicht mehr so viel Insekten leben.
Ja, es gibt Sechsbeiner,
die man regelrecht vermisst.
Nur einer, ganz besonders einer,
wird von allen gemobbt und gnadenlos gedisst.

Armer Borkenkäfer, auf dich ist keiner scharf.
Artenvielfalt, ja! Doch an dir herrscht kein Bedarf.
Die Honigbiene genießt seit eh und je Respekt,
wie jetzt auch die Hornisse und manch anderes Insekt.
Nur gegen dich hat selbst die kleinste Forstverwaltung
’ne ausgeprägte Antihaltung.

Für andere Insekten baut man Hotels.
Sie zu bekämpfen, ist verboten.
Dir rückt man mit Insektiziden auf den Pelz.
Du kriegst, wo man dich trifft, eins auf die Pfoten.
Du wirst ausgegrenzt, keiner hat dich lieb,
dabei willst du doch nur leben, wie jedes and’re Tier.
Du frisst die Wälder kahl aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
Kleiner Käfer, was kannst du dafür?

Armer Borkenkäfer, auf dich ist keiner scharf.
Artenvielfalt, ja! Doch an dir herrscht kein Bedarf.
Du giltst als Schädling, bist im ganzen Land verschrie’n.
Dein Fressverhalten wird dir von niemandem verzieh’n.
Man sagt, dein Kahlfraß sei für den Wald sehr schlecht,
dabei ernährst du dich nur artgerecht.

Wärst du vom Aussterben bedroht,
dann müsstest du dich nicht sorgen.
Du hättest Freunde in deiner Not,
es gäbe auch für dich ein Morgen.
Aber du bist in keinem Schutzprogramm,
also ein Loser und kein Gewinner.
Dieses Schicksal teilst du immerhin
mit dem Eichenprozessionsspinner.
Und mit der Minniermotte!
Und mit dem Buchsbaumzünsler!
Ach ja, kann sein, sorry. Die hatt´ ich jetzt glatt vergessen. Also gut.

Armer Buchsbaumzünsler,
arme Minniermotte,
armer Prozessionsspinner,
armer Borkenkäfer.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 25015872



 
 
 
 
 
Auf dem Sandstrand
Eine Schrankwand, ja eine Schrankwand
stand plötzlich unvermittelt auf dem Sandstrand.
Sofort machten die Kinder darauf Handstand,
bis es die Strandaufsicht verbot, weil sie´s riskant fand.
Die Strandhotelbesitzer hört man fluchen:
auf einem Sandstrand hat ne Schrankwand nichts zu suchen.
Und auch ein Fischer, dem ein Aal sich in der Hand wand,
war strikt für die Beseitigung der Schrankwand.

Indessen um das merkwürdige Möbel
versammelte sich jugendlicher Pöbel.
Das Landratsamt erkannte dies als Krise
und gab in Auftrag eine Expertise,
die stellte fest, dass dieses Möbelstück am Sandstrand
nicht eine Schrankwand sei, sondern ein Wandschrank,
und dass ein Wandschrank auf einem Sandstrand
ganz anders zu betrachten sei als eine Schrankwand.

Man müsse hier Spezifisches erkennen
und Nebensächliches von Wesentlichem trennen.
Ein Wandschrank sei durchaus zu akzeptieren
und in das Landschaftsbild zu integrieren.
Ein solcher Wandschrank entzöge sich Vergleichen,
der Ausdruck „Sperrmüll“ sei hier unbedingt zu streichen.
Man solle (anders als bei alten Autoreifen)
den Wandschrank als Gestaltungschance begreifen.

Nach dieser Expertise herrschte Konsens:
den Wandschrank zu entfernen wäre Nonsens.
Als Kunst am Sandstrand habe er zu bleiben.
Drum ließ man einen Wettbewerb ausschreiben.
Und diesen Wettbewerb gewann ein alter Wilder,
der war bekannt für seine unsichtbaren Bilder.
Ganz ungerührt von Wetter, Wind und Welle
rückte er dem Wandschrank auf die Pelle.

Die Vorderseite ziert ein Teppichklopfer,
ein Messingschild gemahnt an alle Opfer.
Und als verbindendes Symbol zum Meer.
ringsum ne Ankerkette, voll mit Tang und Teer.
Auf diesen Anblick muss man neuerdings verzichten.
Natur ist manchmal da, um zu vernichten.
Das Meer stieg bis zur Uferpromenade.
Und von dem Wandschrank sieht man nichts mehr. Schade.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 11033929



 
 
 
 
 
Bella Ciao
Eines Morgens in aller Frühe,
bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
eines Morgens in aller Frühe
fiel ich vor ihr auf die Knie.

Oh du Schöne! Du Partisanin!
Bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
ich will kämpfen an deiner Seite,
kämpfen, ganz egal wofür.

Egal wofür und egal wogegen,
bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
für die Armen (und dagegen), für die Reichen (und dagegen),
für und gegen Hinz und Kunz.

Oh bitte, bitte, mach eine Soße!
Bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao,
mach aus allem eine Soße,
in der jeder schwimmen kann.

In dieser Soße kann man ersaufen,
bella ciao, bella ciao, bella ciao, ciao, ciao.
Sollte ich auch darin ersaufen,
will ich sterben nur mit dir.
Sollte ich darin ersaufen, oh du schöne Partisanin,
will ich sterben nur mit dir.

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: Italienisches Revolutionslied und „Sommerhit“ des Jahres 2018



 
 
 
 
 
Bill auf dem Grill
Rippchen, Steaks und Lammkotelett,
auf die Kohlen tropft das Fett,
Rostbratwurst klemmt in der Würstchenzange.
Salatbuffet im Kunststoffzelt,
alles von Lampions erhellt,
die Gartenparty ist in vollem Gange.
Dann liegt der Bill plötzlich auf dem Grill.
Da wird es still, ja so still.
Die Gäste sind erschüttert und beklommen.
Doch nach und nach wird allen klar,
dass das nicht vorgesehen war
und manche Dinge muss man eben nehmen, wie sie kommen.

Langsam wird es wieder laut.
Man vergisst die Gänsehaut,
trinkt ein Bier und lässt sich´s nicht verdrießen.
Sterne steh´n am Firmament
man erfreut sich an der Band
an Tsatsikischüsseln und an Schaschlikspießen.
Man betrinkt sich ungeniert,
flirtet ´rum und diskutiert,
ein Pärchen knutscht, ein paar Besoffne johlen.
Nur der Bill,
was keiner wissen will,
liegt einsam auf dem Grill und muss verkohlen.

Alle haben aufgemampft.
Ein Gitarrenspieler klampft.
Nachtigall mit melancholisch weichen Tönen
singt ihr Liedchen im Gebüsch
und allmählich wird es frisch
und der Bill hört langsam auf zu Stöhnen.
Wenn die letzten Gäste geh´n,
ist der Morgen schon zu seh´n,
und dann schlummern alle sanft in ihren Betten,
träumen süß vom Partyschmaus,
schlafen ihre Räusche aus,
und Bill war sowieso nicht mehr zu retten.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9391715



 
 
 
 
 
Blowin´ in the wind
Sind auf der Insel Borneo
die Menschen tatsächlich borniert?
Wird auf der Halbinsel Samland noch mehr
als anderswo sonst kopuliert?
Hat sich die Lust am Fressen in Essen
besonders extrem etabliert?

The answer, my friend, is blowin´ in the wind.

Warum hat Kuwait kaum eine Kuh
Sind in Irland die Irren zu Haus?
Warum ist Finnland nirgends Inland außer in Finnland
und was ist im Ausland aus?
Ist der Po wirklich ein Fluss und kein Arsch
und was macht sich Aschaffenburg daraus?

The answer, my friend ...

Warum liegt Polen nicht am Pol
und was macht so müd´ in Zermatt?
Badet man brustfrei im Titisee
und wieviel Watt hat Angkor Wat?
Wem wird in Salzburg die Suppe versalzt,
herrscht in Halberstadt immer ein Patt?

The answer, my friend ...

Was wird zermanscht in der Mandschurei
und wo ist am Brenner die Glut?
leben in Leyden nur Masochisten,
welche Frau ist gemeint mit Beirut?
Ahnt der Vatikan, was die Einwohnerschaft
von St. Blasien gelegentlich tut?

The answer, my friend ...

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: Traditionell



 
 
 
 
 
Cyberrock
Wenn du willst, dass alles, was dir durch die Birne schwirrt,
von jedermann gehört, gesehen und gelesen wird,
wenn du willst, dass eine Teilhaber-Community entsteht,
die erfährt, was dir gefällt und was dir auf die Nerven geht,
dann brauchst du nicht viel Geld, nur ein bisschen Phantasie,
denn heutzutage hast du Möglichkeiten wie noch nie.

Ein Click genügt und schon kannst du dich verbreiten
auf YouTube, in sozialen Medien und auf Bloggerseiten.
Du kannst Videos hochladen, schreiben, reden oder singen,
manche begeistern, and’re zur Verzweiflung bringen.
Mach’s schön simpel, nicht zu intellektuell gestrickt!
Je plakativer, desto öfter wirst du angeclickt.

Du kannst nach Herzenslust Tabus verletzen,
vielleicht einen Flashmob in Bewegung setzen,
einen Shitstorm entfachen, Fake News verbreiten,
Klimawandel, Mondlandung und Holocaust bestreiten.
Wirksam ist es auch, im Netz herumzuzieh‘n
mit Skandalbildern und wildesten Verschwörungstheorien.

Du kannst behaupten, was du willst und brauchst für nichts einen Beweis;
im virtuellen Raum ist Platz für jeden Scheiß.
Früher war’s nicht besser. Gesendet und gedruckt.
wurde viel, bei dem man heute noch zusammenzuckt.
Nur findet heute jeder Mist, egal wie schlimm und dumm,
oft ohne nennenswerten Aufwand ein Millionenpublikum.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 22884694



 
 
 
 
 
Das Lied vom Arsch der Welt
Die Welt ist weitgehend vermessen,
man kennt fast alle Adressen,
selbst der kleinste Fleck ist registriert.
Wo man hin will, kommt man an,
und wer nicht Karten lesen kann,
der wird von seinem Navi dirigiert.
Ja, heute ist in jedem Land
jede Ortslage bekannt,
jeder Zoo und jedes and’re Areal.
Doch es gibt da ein Gebiet,
das sich alledem entzieht,
analog sowohl, als auch digital.

Den Arsch der Welt, den suchst vergebens du bei Google.
Auf diesen Ort ist gar kein Navi eingestellt.
Vielleicht vermutest du ihn auf der Südhalbkugel,
tief im Ural oder am Rand von Bielefeld.
Kurzum, in irgendeiner gottverlass’nen Ecke,
wo man vor Langeweile einen Koller kriegt,
wo mit äußerstem Verdruss
man nur hinfährt, wenn man muss
und wo der Hund metertief begraben liegt.

Den Arsch der Welt, den siedelt man
gern auch in der Pampa an,
in der Wüste oder in der Wallachei
oder im Polargebiet,
wenn man keine Sonne sieht,
in der unzivilisierten Barbarei,
wo der Fuchs mit Bedacht
sagt dem Hasen gute Nacht,
wo man nicht tot überm Zaun hängen will,
wo kein Rapper jemals rappt,
wo der Bär kein bisschen steppt,
wo man‘s nur aushält mit über zwei Promille.

Den Arsch der Welt, den suchst vergebens du bei Google.
Er ist auch nicht konventionell kartographiert.
Du kriegst kein Kartenmaterial bei Hugendubel,
das über seinen Standort informiert.
Es herrscht auch Streit, selbst unter den Gelehrten,
ob der Arsch der Welt, kurz AdW,
in einer Großstadt liegen kann
oder höchstens nebendran
oder nur janz weit draußen, jwd.

Ein Psychiater sagte mir,
ich glaube, nach dem neunten Bier,
der Arsch der Welt sei eine expressive
Erscheinungsform des Anti-Ich.
Sein Platz sei daher abhängig
von der Betrachterperspektive.
Die Welt sei an Organen arm,
sie hätte nicht mal einen Darm
und vermutlich auch keinen Magen.
Die Welt sei höchstens ein Planet,
es sei mithin obsolet,
nach ihrem Hinterteil zu fragen.

Den Arsch der Welt, den suchst vergebens du bei Google,
hat der besoffene Psychiater mir gesagt.
Es gibt sich jeder irgendwann einmal die Kugel,
wenn er zu intensiv an dieser Frage nagt.
Also beschloss ich, mich nicht weiter drum zu kümmern
und nehm‘ die Unklarheit darüber einfach hin.
Folglich bleibt auch dahingestellt,
ob der Arsch der Welt
nicht vielleicht da ist, wo ich selber grade bin.

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: Das Lied von der Krummen Lanke (Fredy Sieg)



 
 
 
 
 
Der Klang der Stille
Wenn man meint, dass man nichts hört,
kein Geräusch, das einen stört,
keinen Ton, der durch den Äther schwingt,
kein Gezwitscher, wenn ein Vogel singt
und kein Pfeifen aus einem Rattenloch,
so hört man doch
den Klang der Stille.

Wenn kein Luftballon zerplatzt,
wenn keine Wildschweinrotte schmatzt,
wenn der Gewitterdonner nicht mehr grollt
und wenn kein Rollkoffer zum Bahnhof rollt,
wenn nicht mal Blätter leise rauschen, hoch im Baum,
bleibt doch im Raum
der Klang der Stille.

Wenn kein Autokorso hupt,
wenn keine Rinderherde pupt,
wenn kein Glas klirrt und kein Korken knallt,
aus keiner Disko dumpfer Lärm erschallt,
wenn alles schweigt, der Mensch und die Natur,
dann hört man nur
den Klang der Stille.

Und wenn kein Kaffeeautomat
und auch kein andrer Apparat,
wenn kein Handy sich vernehmen lässt,
wenn kein Posaunenchor vom Kirchturm bläst,
kein altes Ehepaar sich zankt am Gartentor,
bleibt doch im Ohr
der Klang der Stille.

Und wenn ein Lied so richtig nervt,
ganz verschärft so richtig nervt,
wenn so ein Lied sich nur im Kreise dreht
und allen Hörern auf den Senkel geht,
auf die Nüsse, auf den Geist und auf den Sack, dann wünscht man sich
ganz inniglich
den Klang der Stille.

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: Simon and Garfunkel, The Sound of Silence



 
 
 
 
 
Der Klimaaktivist
Viele Monate im Jahr fühlt sich Paul wie ein Hund,
der deutsche Winter ist für ihn die Hölle.
Bei unter 13 Grad plus fühlt sich Paul nicht gesund
und darum bucht er gern mal auf die Schnelle
einen Flug in den sonnigen Süden,
um dem Frost nicht ausgesetzt zu sein.
Zu Hause trägt er dicke Socken und Schals
und hüllt sich in Wolldecken ein.
Für Eis und Schnee und Kälte
hat Paul keine Sympathien.
Doch er ist guter Dinge,
denn die Zeit arbeitet für ihn.

Es wird wärmer in den Alpen, in Berlin und Itzehoe.
Es wird wärmer auf der ganzen Welt und das macht Paul so froh.
Paul und andere Frostbeulen
müssen nicht mehr länger heulen.
Denn schon bald sind Eis und Schnee
ein für allemal passé.

Der Klimawandel schreitet unaufhörlich voran.
Aber bis überall eine erträgliche Durchschnittstemperatur erreicht wird,
dauert es Paul zu lange.
Darum will auch er seinen Beitrag leisten,
um die Erderwärmung zu beschleunigen.

Paul kauft ´nen Riesen-SUV, das ist für ihn kein Ding.
Mit dem rast er fünfmal am Tag um den Berliner Ring.
Will er verreisen, legt er jedes noch so kurze Stück,
notfalls privat gechartert, in einem Jet zurück.
Paul scheut auch keine Kosten für hohen Stromverbrauch,
sein Heizlüfter ist ständig an, die Mikrowelle auch.
Für jede Socke lässt er eine Waschmaschine laufen,
nicht im Sparprogramm, versteht sich. Will er Lebensmittel kaufen,
dann lässt er sich auf regionale Küche niemals ein.
Was er zu sich nimmt, das muss aus fernster Ferne sein.
Agrarprodukte aus Europa sind für Paul tabu.
Wein darf nur aus Down Under sein und Spargel aus Peru.

So setzt sich Paul ein bisschen für die Erderwärmung ein.
Natürlich ist ihm klar, sein Beitrag ist nur klitzeklein.
Und leider weiß er auch, die Zeit für ihn wird knapp.
Vielleicht erlebt er’s selbst nicht mehr. Doch das hält ihn nicht ab,
den Klimawandel so zu fördern, dass zum guten Schluss
niemand mehr im Winter mit den Zähnen klappern muss.
Ja, Paul erwärmt die Erde. Auf seine Weise ist
er wie Millionen andere ein Klimaaktivist.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 25015869



 
 
 
 
 
Der Zwerg und der Riese
Auf einer Wiese steht ein Haus
(Kinderlied)

Auf einer Wiese steht ein Haus,
auf einer grünen Wiese.
Da schaut ein böser Zwerg heraus
und ein ganz lieber Riese.

Der Riese pflegt das Gärtlein klein,
macht alle Repraturen und putzt
und kocht tagaus, tagein.
Der Zwerg verkehrt mit Huren.

Der Riese ist stets hilfsbereit,
der Zwerg ist bitterböse.
Der Riese liebt die Einsamkeit,
Der Zwerg liebt nur Getöse.

Der Riese schuftet, was er kann
und bäckt die Sonntagstorte.
Der Zwerg, der pöbelt ihn nur an,
sagt ganz gemeine Worte.

Der Riese hat kein Glück beim Geld
und auch nicht in der Liebe.
Und wenns dem bösen Zwerg gefällt,
dann setzt es auch noch Hiebe.

Im Gärtchen keimt die Blumensaat.
Der Zwerg liegt faul und träge
im Liegestuhl. Der Riese naht
mit einer Motorsäge.

Was jetzt passiert, ist schauderhaft
und endet nicht im Guten.
Drum ist dies Lied der Hörerschaft
nicht längerzuzumuten.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9391723



 
 
 
 
 
Die Große Verschwörung
Du lässt das Offensichtliche nicht an dich ran
und nimmst die Zeichen nicht wahr.
Das Lügensystem hat dich in seinem Bann
und darum siehst du nicht klar.
Du ignorierst konsequent, was vor sich geht,
glaubst an keine heimlich herrschende Kraft.
Du verschließt dich der Erkenntnis, was hinter allem steht
und vertraust der offiziellen Wissenschaft,
hältst dir die Augen zu, verstopfst die Ohren und
willst nichts wissen von der bösen Macht im Hintergrund.

Dass Reptilien die Oberhand gewinnen,
hältst du für ein Gerücht.
Siehst du bei führenden Politikern denn nie
das grüne Leuchten in ihrem Gesicht?
Erkennst du bei Kondensstreifen
nicht die dahinter lauernde Gefahr?
Und warum willst du nicht begreifen,
dass Nine Eleven bloß ´ne Inszenierung war?
Sieh´s endlich ein! Die Herrschenden sind im Verbund
mit der bösen Macht im Hintergrund.

Regierungen erfinden Seuchen,
um die Freiheit zu vernichten,
um Grundrechte aufzuweichen
und ihre Totalherrschaft zu errichten.
Ob das Klima sich verändert,
ob ein neuer Stern entsteht,
ob ein Riesentanker kentert,
ob der Schuss ins Leere geht -
hinter alledem steckt ein böser Geist,
nur dass du´s weißt!

Ob kalter Sommer, warmer Winter,
ob Änderung, ob Status quo,
wahrscheinlich steckt Bill Gates dahinter,
das Weltjudentum sowieso.
Auch böse Mächte aus dem All
bedrohen dich mit kalter Wut.
Sei wachsam! Trag auf jeden Fall
auch nächtens einen Aluhut.
Das Böse hat sich (auch) gegen dich verschworen.
Begreif es endlich! Sonst bist du verloren.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216417



 
 
 
 
 
Deutscher Diesel
Das deutsche Reinheitsgebot gilt für Bier.
Es gilt nicht für den Dieselkraftstoff.

Die ganze Welt hat sich verschworen
gegen deutsche Dieselmotoren.
Also bitte, vertrauen wenigstens Sie
der deutschen Autoindustrie.
Sie steht in dieser schadstofffeindlichen Zeit
für Solidität und Verlässlichkeit.
Denn sie sorgt verlässlich und solide
für ausreichend hohe Stickoxide.
Die Autoindustrie muss man deshalb verschonen
von der ätzenden Kritik an Schadstoffemissionen.
Schadstoff vermeiden, Schadstoff vermindern
taugt nur dazu, freie Fahrt für freie Bürger zu verhindern.
Der Motor muss brummen, der Verkehr muss rollen,
also Schluss mit diesen kleinlichen Abgaskontrollen!
Hören sie nicht auf das Umweltgeschrei!
ein bisschen Dreck in der Luft, was ist schon dabei!

Zeig mir deinen Diesel,
ich zeig dir meinen.

Die deutsche Autoindustrie
steckt voll kreativer Energie
und betätigt geradezu genial
ihr innovatives Potential.
Harnstoff, besser klingt AdBlue,
die Schummelsoftware kam dazu,
phantasievoll entwickelt, allein zu dem Zweck,
die Menge von entweichendem Dreck
aus deutschen Dieselaggregaten
raffinierter Weise nicht zu verraten.
Schummelsoftware – deutsches Markenprodukt.
Digital so gut gelogen, als wär’s gedruckt.
Die deutschen Firmen waren da besser und schneller
als die japanischen Autohersteller.
Darum klingelte es hell in ihren Kassen.
Der Fehler war nur, sich erwischen zu lassen.

Dumm gelaufen.
Dabei ist auch die Schummelsoftware ein Produkt deutscher Wertarbeit.

Mais, Raps, Winterkorn -
der Biodiesel lag ganz vorn.
Doch egal ob mineralisch oder aus Pflanzen,
den Diesel verteufelt man jetzt im Ganzen.
Das ist für VW kein Gaudi,
nicht für Porsche, nicht für Audi,
nicht für BMW und nicht für Daimler-Benz.
Nur der ausländischen Konkurrenz
nützt die Anti-Diesel-Hetze
auf Kosten deutscher Arbeitsplätze.
Und um die zu erhalten, spricht nichts dagegen,
sich für deutsche Autos richtig ins Zeug zu legen.
Drum mögen die Kritiker auch noch so nerven,
den Softwareschummlern ist nichts vorzuwerfen.
Und statt sie in die kriminelle Ecke zu drängen,
sollte man ihnen das Bundesverdienstkreuz umhängen!

Und ihnen empfehlen wir
aus Solidarität mit der deutschen Autoindustrie
auch ihren Benziner ab sofort mit Diesel zu betanken.

Text: Dietrich Plückhahn



 
 
 
 
 
Die Konkurrenz schläft nie
Wer hat für alles den passe partout,
wer ist immer einen Schritt weiter als du?
Wer kennt überall den richtigen Dreh,
wer kratzt mit Erfolg an deinem Renomee?

Die Konkurrenz, die Konkurrenz.
Wer verursacht Stress und Turbulenz?
Die Konkurrenz!

Wer trickst dich aus und wer legt dich rein,
wer streicht die fetten Tantiemen ein?
Wer ist Meister im Intrigenspiel,
wer ramponiert dein ohnehin schon schwaches Selbstwertgefühl?

Die Konkurrenz, die Konkurrenz.
Wer macht sich breit unter deinen Fans?
Die Konkurrenz!

Die Konkurrenz schläft nie,
sie ist überall.
Die Konkurrenz schläft nie,
sie ist immer am Ball.
Die Konkurrenz schläft nie,
macht kein Auge zu.
Die Konkurrenz schläft nie,
ganz anders als du.
Dynamisch und voll Energie,
sie ist immer wach,
die Konkurrenz schläft nie.
C´est la vie -
die Konkurrenz schläft nie.

Wer gibt dir gerne eins auf den Dutt,
wer macht deinen guten Ruf kaputt?
Wer sorgt dafür, dass du Sorgen hast,
wer sägt an deinem bedrohlich dünnen Ast?

Die Konkurrenz, die Konkurrenz.
Du fährst VW, wer fährt Mercedes Benz?
Die Konkurrenz!

Wer verweist dich auf den hintersten Platz,
wer trifft sich heimlich mit deinem Schatz?
Wer kommt ausgeschlafen zum Schützenfest,
wer schafft auf Anhieb den Idiotentest?

Die Konkurrenz, die Konkurrenz.
Und wer ist schuld an deiner hohen Pulsfrequenz?
Die Konkurrenz!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9391722



 
 
 
 
 
Ein Fall für Pisa
Ich weiß nicht, auf welchem Kirchturm Mona Lisa steht,
ich weiß nicht, wer dem Romeo den Kopf verdreht.
Ich weiß nicht, ob ein Löwe nur Tomaten frisst
und welcher Tag im Jahr der Bundestag ist.

Ich weiß auch nichts vom Spieglein an der Wand,
ich weiß nicht, wer das Ei des Columbus erfand.
Ich weiß nicht, warum Jesus seinen Hund verstieß
Und warum Dschingis auf hoher See den Kahn verließ.

Ich bin ein Fall für Pisa,
schubidu,
ich bin ein Fall für Pisa
und ich steh´ dazu!
Ich bin ein Fall für Pisa -
wer ist eigentlich Mona Lisa?

Ich weiß nicht, wer im Lenin-Mausoleum zerfällt
und warum nicht jeder noble Mensch den Nobelpreis erhält.
Ich weiß nicht, für wen Goethe sein Karl-May-Buch schrieb
und womit sich Marcel Proust verlor´ne Zeit vertrieb.

Ich weiß nicht, welche Tiere Hamelns Rattenfänger fing,
welches Schiff beim Untergang der Titanic unterging.
Ich weiß nicht, welcher Mann auf dem Nelsondenkmal steht
und wer am Kreuz hing, Mao oder Mohammed?

Ich bin ein Fall für Pisa...

Jede Kenntnis egal von was entzieht sich mir,
für mich ist jedes Krokodil ein Säugetier.
Wenn ich schon Bücher sehe, seh´ ich rot.
Statt Gedanken mach´ ich mir lieber Abendbrot.

Ich weiß genau, Bildung bekommt mir nicht,
denn von zu viel Wissen kriegt man Übergewicht.
Darum lass´ ich nicht gern was in meine Birne rein.
und so ein Brett vor dem Kopf schützt dabei ungemein.

Ich bin ein Fall für Pisa,
schubidu,
ich bin ein Fall für Pisa
und ich steh´ dazu!
Ich bin ein Fall für Pisa -
Wer is ...
jetz hab ick vajessen, wie die Alte heißt.
Iss ja ooch ejal.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 10386463



 
 
 
 
 
Ein kleines Wertpapier
Seit Jahren liegt mir die Frage im Sinn:
was mach ich mal mit ein´m Lottogewinn?
Was muß ich tun, damit das Geld arbeiten kann?
Wie leg´ ich´s sicher und gewinnbringend an?
Um Erfahrung zu sammeln, probier´ ich´s schon mal
vorübergehend mit geborgtem Kapital.
Damit geh´ ich zur Bank, na und dann woll´n wir mal sehn,
wie´s an der Börse so läuft, wie die Aktien steh´n.
Ein Wertpapier, ein kleines Wertpapier,
ja sowas wünsch ich mir,
ein kleines Wertpapier.
Mit dem man immer auf der sichren Seite steht,
wo man kein Risiko eingeht.

Ein Banker berät mich, ich sage bon
und kauf´ bei dem von ihm empfohl´nen Aktienfonds.
einer, wo man fast garnichts riskiert,
maximaler Gewinn garantiert.
Natürlich kommt´s anders: schleppender Export,
matte Weltkonjunktur usw. usf.
Erst mach´ ich noch Gewinn (20 Cent),
dann bin ich mitten drin im Abwärtstrend.
Ein Wertpapier, ein kleines Wertpapier,
ja so was wünsch´ ich mir,
ein kleines Wertpapier,
dessen Kurs nur steigt,
das nie an Wert verliert
und das mich rettet, wenn ringsum die ganze Wirtschaft kollabiert.

Ich bin pleite, morgen ist Vollstreckungstermin.
Meine Gläubiger reiss´ ich alle mit in den Ruin.
Wie´s schief geht, darüber bin ich jetzt informiert,
durch schlechte Erfahrung bestens qualifiziert.
Und nur durch Erfahrung gewinnt man Kompetenz,
höchste Kompetenz durch eigne Insolvenz.
Damit eröffne ich jetzt als Ein-Mann & Co.
ein Geldanlageberatungsbüro.
Ein Wertpapier ...
Ein Wertpapier, ein kleines Wertpapier,
ja ja, das wünsch ich Dir
und Euch und ihm und ihr,
ein kleines Wertpapier, mit dem man dann
wenn´s überhaupt nichts bringt, sich wenigstens den Arsch abwischen kann.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983778



 
 
 
 
 
Elternabend
Elternabend, Elternabend.
Alle Elternpaare streiten sich:
Du warst letztes Mal schon, heute will ich
zum Elternabend, ja, zum Elternabend,
zu diesem Abend, auf den alle warten,
in der Schule und im Kindergarten.

Alle (Eltern) dürfen sich wie die Kinder fühlen,
denn sie sitzen auf den süßen kleinen Stühlen,
auf denen kein erwachsener Mensch richtig sitzen kann.
Manche Eltern kommen schon müde an,
gähnen verhalten aber unentwegt,
andere sind hibbelig und aufgeregt
und wer Lust drauf hat, bringt, so gut er´s kann,
sein Thema an.

Ein Besuch im Zoo ist doch völlig idiotisch.
Das Essen letzte Woche war nicht makrobiotisch.
Meine Tochter wird hier total unterfordert.
Wer hat denn diese dämlichen Malstifte geordert?
Das Unterrichtstempo ist lahm wie ne Schnecke.
Dieser ewige Dreck in der Bastelecke!
Es darf nur Rohrzucker in den Kuchen!
Plastikspielzeug hat hier nichts zu suchen!
Ich weiß nicht, was diese Handpuppen sollen.
Die Kinder brauchen endlich klare Lernzielkontrollen.
Mein Sohn wird überfordert in bedenklichster Weise.
Ich war sowieso gegen die Sauerlandreise.
Fäkalwörter fördern die Verrohung.
Ich halte Computer für ne echte Bedrohung.
In der Krabbelgruppe fehlt jede Tendenz
zur Entwicklung der Fremdsprachenkompetenz.

Elternabend, Elternabend,
dieser Abend auf den alle warten,
in der Schule und im Kindergarten.

Julia will nicht recht, auch nicht Peter,
trotzdem werden beide Elternvertreter.
Elternabende sind endlos, weil immer noch wer redet.
Wer nicht grad selber redet, ist angeödet
und muss ständig auf den Uhrzeiger sehn,
denn man will ja noch zusammen was trinken geh´n.

Kneipenabend, endlich Kneipenabend

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 11877646



 
 
 
 
 
Ernsthaft krank
Hypochondrie ist weit verbreitet.
Fast jeder jammert, fast jeder leidet
unter irgendwelchen albernen Zipperlein,
hat ne Zyste, ne Fistel, nen Gallenstein,
Diarrhöe, Gonorrhöe, zu viel Säure im Magen,
einen Tennisarm oder muss sich beklagen
über Krampfadern, Ischias, ein Hämatom,
Zellulitis, Arthritis, Burnout-Syndrom.
Die meisten Menschen bedauern sich in einem fort,
Selbstmitleid pflegen heißt ihr Lieblingssport.
Einem Katarrh gilt die Sorge oder einem Ekzem.
Mich plagt ein echtes Gesundheitsproblem:
Ich hab´ ne Glatze, ich hab´ ne Glatze.
Ich hab´ ne Glatze, das ist kein Spaß.
Ich hab´ ne Glatze, das ist so was wie ein Rasen ohne Gras.
Ich hab´ ne Glatze. Und andre Leute bilden sich ein,
mit ihren Petitessen ernsthaft krank zu sein,
jammern rum mit schmerzverzerrter Fratze -
lächerlich! Ich hab´ ne Glatze.
Eigentlich bin ich nicht weinerlich.
Um meine sonstigen Malaisen mach´ ich kein großes Gewese.
Dabei habe ich so Einiges zu bieten:
Beim Scheibenschießen schoss ich mir die Scheibe aus dem Knie.
Ich leide unter ausgeprägter Sauerstoffphobie.
Mein welkes Schulterblatt wurde vom Winde weggeweht.
Ich habe mir beim Quantensprung das Fußgelenk verdreht.
Bei zu viel Zuckerwatte versagt mein Beißreflex.
Mein Blut gerinnt, wenn’s dunkel wird. Es gruselt mich beim Sex.
Mein falscher Zungenschlag, der ist weiß Gott kein Kinderspiel,
so wenig wie die Fehlfunktion an meinem Überlaufventil,
Ich hab ein steifes linkes Ohr, mir tut der Schnurrbart weh.
Mich schmerzt die Aphroditis unterm rechten großen Zeh.
Mir geht unentwegt die Muffe, steht das Wasser bis zum Hals.
Ich habe zu viel Schwermetall in meinem Ohrenschmalz
Ich bin manisch-destruktiv durch den Verlust der Nabelschnur.
Ich hab ne höllische Doktrin und eine Überbeinfraktur.
Meine Leber ist von zu viel Mineralwasser lädiert.
Alles halb so schlimm,
doch auf dem Kopf sind beinah alle Haare amputiert.
Ich hab´ ne Glatze, ich hab´ ne Glatze.
Ich hab´ ne Glatze und das ist gar nicht toll.
Ich hab´ ne Glatze, nee, das ist grauenvoll.
Ich hab´ ne Glatze. Und andre Leute bilden sich ein,
mit ihren Kinkerlitzchen ernsthaft krank zu sein,
winseln schmerzerfüllt auf der Matratze -
lächerlich! Ich hab´ ne Glatze.
Ich schließe meine Lücke
auch nicht durch ne Perücke.
Ein Toupet will ich vermeiden,
denn ich steh´ zu meinem Leiden.
Ich hab´ ne Glatze. Das Schlimmste ist dabei,
jeder tut so, als wenn das nichts weiter sei.
Menschen mit Haaren registrieren es kühl,
verständnislos und ohne Mitgefühl,
Ärzte zucken mit den Schultern und dann sprechen sie
von der Aussichtslosigkeit einer Therapie
und mein Psychotherapeut hat mir rundheraus erklärt:
“Eine Glatze hat keinerlei Krankheitswert“.
Arschloch!
So viel Ignoranz bringt mich noch um den Verstand.
Wann wird Glatze als Behinderung endlich anerkannt?
Ich hab´ ne Glatze.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 11877650



 
 
 
 
 
Es klappert die Mühle
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach.
Klipp klapp.
Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach.
Klipp klapp.
Er mahlet kein Korn, er mahlet kein Mehl.
Was mahlt denn der Müller, bei meiner Seel?
Klipp klapp...

Vorbei kommt ein einsamer Wandersmann.
Klipp klapp.
Der Müller grüßt freundlich und winkt ihn heran.
Klipp klapp.
So mancher trat ein, den man nie wieder sah.
Man fragt sich, der Müller, was mahlt er denn da?
Klipp klapp...

Doch heute, doch heute, was ist nur geschehn?
Klipp klapp.
Vom Müller ist heut überhaupt nichts zu sehn.
Klipp klapp.
Vor der Mühle steht lächelnd die Müllerin
Und irgendwas ist im Mühltrichter drin.
Klipp klapp...

Text und Musikbearbeitung: Dietrich Plückhahn



 
 
 
 
 
Falsch gefeiert
Es hat ein jeder Tag seine Symbolik,
es gibt den Tag der Arbeit und den Tag der Frau.
Es gibt den Tag für Antialkoholik
und den zur Rettung der alpinen Wurzelsau.
Es gibt den Tag zum Schutz der Regenwälder
und für ein digitales Abwassersystem,
den Tag der Menschenrechte und der Feuermelder.
Das ist sehr schön, doch mit alledem hab´ ich ein Problem:
Ich schaff´ es nie und muss mich deshalb schämen,
mich jedem Tageszweck entsprechend zu benehmen.

Am Tag der Einkehr muss ich Champagner trinken,
am Muttertag krieg ich ein Geschwür.
Am Tag der Körperpflege fang´ ich an zu stinken,
am Tag des Tieres malträtiere ich ein Tier.
Am Nichtrauchertag rauche ich Zigarre,
am Tag der Wissenschaft bin ich besonders dumm.
Am Antikriegstag putz´ ich meine Knarre,
am Tag des weißen Stocks renn´ ich einen Blinden um.
Am Tag des Schlafs bin ich besonders wild,
am Tag der Bildung les´ ich Bild.

Am Welternährungstag bekomm´ ich Magenschmerzen,
am Tag der Umwelt piss´ ich in den Schnee.
Der Tag des Gutmenschseins liegt mir speziell am Herzen,
am Weltgesundheitstag schluck´ ich LSD.
Am Tag des Fahrrads geh´ ich auf den Nürburgring,
am Artenschutztag kauf´ ich ein Tigerfell.
Am Tag des Ehrenamts dreh´ ich ein richtig krummes Ding,
den Tag der Frau verbringe ich meistens im Bordell.
Ich schieß´ am Hundetag ´nen Pitbull übern Haufen,
am Antidrogentag muss ich mich besaufen.

Am Hungerhilfetag kassier´ ich Dividende,
am Tag der Poesie mix´ ich ´nen Schüttelreim.
Am Tag des Kindes mach´ ich eine Spende,
versteht sich: für ein Seniorenheim.
Kurzum, ich muß mein Defizit beklagen!
So viele gute Zwecke machen mich konfus.
An beinah 365 Tagen
weiß ich nicht, wie man sich korrekt verhalten muss.
Ich wär´ dazu wohl fähig und bereit,
am Tag des Zweifelsfalls, am Tag des Irrtums
und am Tag der Ratlosigkeit.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8145688



 
 
 
 
 
Flugangst
Wovor man Angst hat, (gerade) das muss man tun.
Man wird nur so gegen Ängste immun.
Hast du Angst vor Hunden, musst du dich eben
in einen Hundezwinger begeben.
Sitzt dir in der U-Bahn die Angst im Nacken,
hast du im Fahrstuhl Panikattacken?
Dann musst du, und sei´s auch mit gesträubten Haaren,
den ganzen Tag U-Bahn und Fahrstuhl fahren.

Ich für meinen Teil habe Flugangst
und ich will sie besiegen.
Und dazu muss ich wohl oder übel fliegen.
Ich kaufe mir also ein Billigflugticket, nehme meinen ganzen Mut zusammen
und steige ein in eine Boeing 737,
mein Herz schlägt bis zum Hals, meine Hände sind schweißig.
Man zwängt mich auf einen Platz irgendwo in der Mitte.
Eine Lautsprecherstimme sagt: „Anschnallen bitte.“
Und während ich Blut und Wasser schwitz
sagt die Stimme: „Schwimmweste ist unterm Sitz.“
Mein Puls rast, ich ertrage das nicht.
“Bei Druckabfall pressen sie die Maske aufs Gesicht.“

Nach einer endlosen Zeit werden die Triebwerke sehr laut.
Ich will jetzt nur noch eins: raus aus meiner Haut.
Autogenes Training, Yoga, alles war vergebens,
ich erlebe die schlimmsten Sekunden meines Lebens.
Wär ich hier bloß nie eingestiegen!
Dieser Preis ist zu hoch, um Flugangst zu besiegen.

Ich verkrampfe mich und registriere verschwommen,
wir sind jetzt vom Boden abgekommen.
Der letzte Nervensaft wird mir weggemolken.
Da ist Sonne zu sehn, wir sind über den Wolken.

Und plötzlich Raum, so unendlich und groß
und Freiheit, Freiheit so grenzenlos.
Freiheit hier oben ohne Grenzen,
was stör´n mich die heftigen Turbulenzen?
Alle Ängste, alle Sorgen sind vertrieben.
Auch meine Flugangst, wo ist sie geblieben?
Meine Flugangst, dieses blöde Schwein,
ist plötzlich nichtig und klein.
Ja, von meiner Flugangst bin ich jetzt endlich frei.
Danke, Reinhard Mey.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn (mit Zitat: Über den Wolken, Reinhard Mey)
GEMA-Werknummer 11877638



 
 
 
 
 
Fußgänger
Egal ob Wind, Sonne, Regen oder Schnee,
alle wollen ständig von A nach B.
wollen, dass es fix von der Stelle geht,
wollen die ganz schnelle Mobilität.
Doch leider gibt’s da welche, die den Verkehrsfluss stören,
die ins Straßenbild schon längst nicht mehr rein gehören,
die sich verhalten im Stadtverkehr,
als ob die Straße nur für sie geschaffen wär‘.

Fußgänger sind die letzten Hänger.
Fußgänger halten den Verkehrsfluss auf.
Fußgänger, moderne Städte brauchen sie nicht länger.
Fußgänger, wann endlich verzichtet man drauf,
Fußgänger auf öffentlichen Straßen
überhaupt noch zuzulassen?
Fußgänger kommen viel zu häufig vor.
Fußgänger sind nichts als ein Störfaktor.

Fußgänger haben den absurden Traum,
dass der Bürgersteig nur ihnen gehört.
Sie lassen Fahrrädern und E-Rollern keinen Raum,
über abgestellte Motorräder sind sie empört.
And´re Verkehrsteilnehmer müssen auf den Gehweg ausweichen,
denn Fußgänger beanspruchen Platz ohnegleichen.
Fußgänger fangen auch gern an zu plärren,
wenn Restauranttische vermeintlich den Gehweg versperren.

Fußgänger sind die letzten Hänger.
Fußgänger haben keinen Sinn für Urbanität.
Fußgänger, moderne Städte brauchen sie nicht länger.
Wann begreift man endlich, dass es auch ohne sie geht?
Fußgänger, das sind die, die sich gegen
den angesagten Trend ohne Fahrzeug bewegen.
Fußgänger stehlen ander’n die Zeit
mit ihrer unerträglichen Lahmarschigkeit.

Wenn Fußgänger auf die and’re Straßenseite wollen
und step by step über die Fahrbahn geh’n,
dürfen Fahrzeuge nicht mehr weiterrollen,
müssen ewig lang vor roten Ampeln steh’n.
Es ist teuer, solche Ampeln zu bauen und zu schalten.
Auch die Bürgersteige instand zu halten,
kostet maßlos viel Geld, denn die große Schar
stöckelschuhtragender Damen ruiniert das Trottoir.

Fußgänger sind die letzten Hänger.
Ganz kurze Fußwege - na schön.
Vom Auto bis zum Hauseingang, nicht länger,
und wieder zurück, das könnte grad noch geh’n.
Fußgänger sollten sich gründlich schämen,
am Straßenverkehr überhaupt teilzunehmen.
Wann endlich hat man dieses Gehampel satt,
wann endlich kommt die fußgängerfreie Stadt?

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 25015866



 
 
 
 
 
Für nichts `ne Garantie
Sie stand vorm Standesamt und wartete vergebens
auf die schönste Stunde ihres Lebens.
Der Bräutigam, der hatte sie vergessen
und sich in einer Kneipe festgesessen.
In großen Tropfen kullerten die Tränen.
Der Onkel sprach: „Kind, du musst nich weenen“
und fügte an, mit leiser Ironie,
„es gibt im Leben für nichts ne Garantie.“

Es gibt im Leben für nichts ne Garantie,
nicht für ihn und nicht für sie.
Auf dieser Welt ist eines nur gewiss:
Überall lauert der Beschiss.

Es war der Boss ner Panzerknackerbande
beschäftigt am Tresor der größten Bank im Lande,
um dort das Gold und die Devisen auszuräumen,
in Dimensionen, von denen alle träumen.
Drei Jahre lang hat er am Tunnelbau geackert,
sich durch Geröll und Schutt unter die Bank gerackert
und eines Abends fiel die letzte Wand.
‚Ne tote Ratte war alles, was er fand.

Es gibt im Leben...

Da hat sich einer ganz dem Ziel ergeben
nur ökologisch einwandfrei zu leben,
und kauft beim Biobauern zum Dinieren
Filets von handgefüttert aufgezognen Tieren.
Ach, wie er raste, wie er sich empörte,
als er im Fernsehn bald darauf die Wahrheit hörte.
Vielleicht wars ja noch nicht mal ungesund
es war auch Bio, aber es war Hund.

Es gibt im Leben...

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983837



 
 
 
 
 
Gefährliche Freunde
Ich fürchte mich vor Jack und Joe,
denn beide können Taekwondo.
Ich fürcht´ mich vor Beate,
denn die beherrscht Karate.
Ich fürchte mich vor Marylou,
denn sie ist Champion im Kung Fu.
Ich fürcht´ mich auch vor Udo
mit dem schwarzen Gurt im Judo.
Ich fürchte mich vor Nicolas,
der versteht als Boxer keinen Spaß.
Ich fürchte mich auch vor Susann,
weil die Jiu Jitsu kann.
Vor allem fürchte ich Ernest,
denn der gewann beim Schützenfest.
Ich fürcht´ mich selbst vor Guido,
der macht immerhin Aikido.
Alle meine Freunde waren mir ein Graus,
also suchte ich mir neue Freunde aus.
Doch nach kurzer Zeit schon war mir klar,
dass mit den neuen Freunden gar nichts besser war:
Ich fürchte mich vor Theodor,
der hat im Schrank ein Ofenrohr.
Ich fürcht´ mich vor Undine
mit ihrer Bohrmaschine
Ich fürchte mich vor Knut und Nils
aufgrund `nes unjuten Jefiels
Ich fürchte mich vor Werner
mit seinem Fleckentferner

Ich fürchte mich vor Tassilo
mit seinem großen Schnapsdepot.
Ich fürcht´ mich auch vor Friedrich,
dessen Reizschwelle ist sehr niedrig.
Ich fürchte mich vor Salomé
mit ihrem grünen Biotee.
Ich fürcht´ mich vor Tatjana,
die spricht gern vom Nirwana.
Auch mit diesen Freunden hatte ich kein Glück,
also zog ich mich nach und nach zurück.
Niemand da, dem ich vertrauen kann,
nicht einer Frau, nicht einem Mann.
Ich fühl´ mich einsam und ich weiß,
ich brauche einen neuen Freundeskreis.
Drum schaff´ ich mir `ne Dogge an,
einen Pitbull, einen Dobermann,
einen Rottweilerrüden und
natürlich einen Schäferhund.
Die können weder Taekwondo,
noch haben sie ein Schnapsdepot.
Die können Bohrmaschinen
zum Glück auch nicht bedienen.
sie haben viel Bewegungsdrang
und dulden keinen Leinenzwang.
Ich geh´ mit ihnen wandern
und Angst hab´n jetzt die andern.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 10386455



 
 
 
 
 
Geisterfahrer
Geisterfahrer steuern gegen die Norm,
Geisterfahrer sind nonkonform.
Geisterfahrer schwimmen gegen den Strom,
Geisterfahrer handeln autonom.
Geisterfahrer bürsten gegen den Strich,
Geisterfahrer haben alle gegen sich.
Geisterfahrer sind immer allein,
Geisterfahrer gehen keine Kompromisse ein.
Geisterfahrer sind zu allem bereit,
darum umgibt sie nie der Mief der Gewöhnlichkeit.

Geisterfahrer bleiben selten unentdeckt.
Geisterfahrer genießen großen Respekt.
Geisterfahrer sind die Kings auf dem Damm,
Geisterfahrer unterbrechen das Radioprogramm.
Geisterfahrer haben Nerven aus Stahl,
Geisterfahrer handeln illegal.
Geisterfahrer setzen sich über Schranken hinweg,
Geisterfahrer sehen immer Fronten, nie ein Heck.
Geisterfahrer fegen die Fahrbahn leer,
Geisterfahrer dulden keinen Gegenverkehr.

Geisterfahrer hassen die eingefahr´ne Spur,
Geisterfahrer lieben die Solotour.
Geisterfahrer erregen Zorn,
Autobahnschilder seh´n sie nie von vorn.
Geisterfahrer kommen selten in Staus,
Geisterfahrer lösen Panik aus.
Vor Geisterfahrern haben alle Schiss,
für Geisterfahrer ist die Zukunft ungewiss.
Geisterfahrer riskieren viel,
für Geisterfahrer ist der Weg das Ziel.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9391721



 
 
 
 
 
Geldwäsche
Du solltest ungewasch´nes Geld niemals berühren.
An ungewasch´nem Geld kann man sich infizieren.
Ob Rubel oder Dollar, ob Euro oder Schekel,
bei ungewasch´nem Geld packt mich der reinste Ekel.
Ungewasch´nes Geld – kaum einer findet was dabei,
doch hygienisch ist das keineswegs einwandfrei.

Vermutlich kann ein Mensch sogar erkranken
beim Ablecken von ungewasch´nen Schweizer Franken.
Erreger agieren international
und der Wert einer Währung ist den Keimen scheißegal.
Ob Münze oder Schein, eins ist sonnenklar:
an ungewasch´nem Geld klebt Infektionsgefahr.

Man reinigt die Pumpe im Gartenteich,
man reinigt sich auch im Intimbereich.
Autos fährt man durch die Autowaschanlage.
Den Reinigungsbedarf stellt da kein Mensch in Frage.
Nur das Waschen von Geld wird nicht akzeptiert,
sondern kriminalisiert.

Wer Geld wäscht, erfüllt auch bei uns im Land,
ob er will oder nicht, einen Straftatbestand.
Trotzdem hör´ ich meine Nachbarn immer wieder sagen,
Die Restaurants in der Umgebung seien Geldwaschanlagen.
Also fragte ich in der Pizzeria nebenan,
ob ich da vielleicht mein Geld waschen lassen kann.

Der Chef der Pizzeria wurde puterrot,
bot mir Prügel an und gab mir Hausverbot.
Jetzt ess´ ich Tiefkühlpizza und muss schon seit Wochen.
die Spaghetti Aglio olio selber kochen.
Geld waschen lassen will ich niemals mehr.
Ich steige um auf bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Äh, wieso denn eigentlich?
Na wegen der Keimfreiheit, du Depp.
Achso.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216410



 
 
 
 
 
Geschenk aus China
Die alte Stadt Trier war Karl Marxens erster Ort.
Da wurde er geboren, doch schon früh ging er fort
und kam nie mehr zurück und trank woanders sein Bier.
Das war‘s auch schon mit Karl Marx und Trier.
Die Volksrepublik China hat mit eigenem Geld
ein Denkmal für Karl Marx in Trier aufgestellt.
Doch gibt’s auch andere Berühmtheiten außer Marx
und andre Städte als Trier mit leeren Plätzen und Parks.
Wie wäre es zum Beispiel in Eisenach
mit einem Denkmal aus Sichuan für Johann Sebastian Bach?
Und in Frankfurt mit ´ner Goethe-Plastik aus Schanghai
und in Nürnberg mit ´nem Dürer aus der Mandschurei?
So mancher fragt sich da, was hat denn China nun
mit Dürer und mit Goethe und mit Bach zu tun?
Völlig falsche Frage! Denn:
es hat die Volksrepublik China,
so viel wissen wir,
mit dem ollen Karl Marx doch auch nichts zu tun,
noch weniger als Marx mit Trier.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn (mit Zitat: Die Internationale)
GEMA-Werknummer 21761586



 
 
 
 
 
Grüne Bohnen
Ich mach mir keine Illusionen
über grüne Bohnen.
Das lass ich sein, auf die fall ich nicht mehr rein.
Auch mit Sojasprossen
hab ich weitgehend abgeschlossen.
Auf alles andere lass ich mich gerne ein.

Ich träume manchmal von Flüssen in der Wüste,
von bunten Löchern in der grauen Nebelfront,
von guten Geistern in der Flasche
und vom Phönix aus der Asche
und ich warte gläubig auf den Silberstreif am Horizont.
Aber über grüne Bohnen
mach ich mir nicht mehr die geringsten Illusionen.

Es stirbt nicht jede Sippe
an Vogelgrippe.
Im OP tut mit Narkose gar nichts weh.
Und in den Skigebieten
der Dolomiten
fällt ab und zu sogar noch echter Schnee.

Es gibt Gummis, die niemals platzen
und nach neuesten Erkenntnissen steht fest,
dass auch ein unbeschrieb´nes Blatt
einen Inhalt hat und dass
sich aus Scheiße gelegentlich Konfekt machen lässt.
Aber über grüne Bohnen
mach ich mir nicht mehr die geringsten Illusionen.

Nicht jeder Mann mit einem Messer
ist ein Menschenfresser.
Nicht jeder Richter im Talar
verlangt gleich was in bar.
Nicht jeder Tigerkralle
geht man in die Falle.
Mancher Auftragskiller wurde später Missionar.

Wir stammen alle ab vom selben Affen
oder eventuell sogar vom selben Gott.
Deshalb vermute ich sehr gern
das weiche Herz, den guten Kern -
selbst bei Leuten wie Jack the Ripper und Pol Pot.
Aber über grüne Bohnen
mach ich mir nicht mehr die geringsten Illusionen.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 10386461



 
 
 
 
 
Herr Müller hat sich ein Vermögen geschafft
Herr Müller hat sich ein Vermögen geschafft,
ein kleines Chemiewerk, aus eigener Kraft.
Da kam ein Herr vom Umweltamt,
“Herr Müller, also nein!
Sie schütteten in den vergangenen Jahren
zuviel Abfallgift in den Rhein.“

Da sprach Herr Müller: „Na, wie dem auch sei,
sie woll´n wohl die totale Gleichmacherei.
In diesem Land kann ich ganz frei
in meinen Entscheidungen sein.
Und ich schütte soviel Abfallgift, wie ich will,
in die Elbe und auch in den Rhein.“

„Dann, äh, setzen wir ihnen, äh, halt eine Frist,
nicht weil ihr Gift so gefährlich ist.
Nur leider, ihr hochgefährlicher Müll,
der stinkt eben etwas zu sehr.
Drum fällt er den Leuten so deutlich auf,
also schütten sie´n bitte ins Meer!“

Der Giftmüll ist im Meer versunken
und hat dort auch nicht mehr gestunken.
Drauf stellte das umweltbewusste Amt
den Vorgang Müller ein,
denn jetzt liegt das Abfallgift zwar im Meer,
aber dafür liegt´s nicht mehr im Rhein.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8145686



 
 
 
 
 
Horoskop
Das Horoskop hat mir einen schwarzen Tag vorausgesagt,
so einen Tag ganz ohne jeden Sonnenschein.
Das hat mir einen Riesenschrecken eingejagt
und die Angst hat sofort an meinen Nerven genagt
und ich hab‘ mich stundenlang nicht aus dem Haus gewagt
und ließ auch keinen andren Menschen zu mir rein.

Im Internet hab‘ ich andre Horoskope recherchiert,
doch alle prophezeiten mir im Chor,
ich würde heute noch finanziell ruiniert,
vor aller Welt bis auf die Knochen blamiert,
von meiner Liebsten endgültig abserviert,
etwas Positives käme nicht mehr vor.

Bislang dachte ich, jeder Jünger der Astrologie
sei nichts als des Wahnsinns fette Beute,
die Sterndeutung nur ein Produkt der Phantasie
und der Glaube daran eine Form der Hysterie
und Horoskope las ich deshalb grundsätzlich nie,
doch leider tat ich‘s ausgerechnet heute.

In meiner Not ging ich zu einer Frau, die sagte wahr.
Sie legte Karten und las mir aus der Hand.
Dann riss sie ihre Augen auf und raufte sich das Haar
und machte mir durch eindeutige Gesten klar,
ich befände mich in akuter Lebensgefahr,
ließ sich nicht einmal bezahlen und verschwand.

Jetzt steh‘ ich hier und merke, mir zerrinnt die Zeit.
Ich weiß genau, etwas Ungutes ist im Gange.
Es macht sich in mir ein diffuses Grauen breit.
Ich fürchte mich vorm Keller und der Dunkelheit
und zucke schon zusammen, wenn ein Käuzchen schreit
und fühle mich wie das Kaninchen vor der Schlange.

Wahrscheinlich mach‘ ich mich ja nur verrückt mit alledem.
Ich drehe durch – und zum Schluss ist nichts gewesen.
Vielleicht ereilen mich ja weder Cholera noch Pest
Und es erwartet mich (mit etwas Glück) ein langer Lebensrest.
Doch Eines steht seit heute für mich felsenfest:
ein Horoskop werd´ ich niemals wieder lesen!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 20639182



 
 
 
 
 
Ich möchte meine Katze therapieren
Ich möchte meine Katze therapieren,
denn ich bin Vegetar und Pazifist.
Ich kann es nicht mehr länger akzeptieren,
dass sie Mäuse und kleine Vögel frisst.
Ich möchte meiner Katze abgewöhnen,
ein mordendes Monster zu sein.
Ich will sie mit der ganzen Welt versöhnen
und wirke therapeutisch auf sie ein.

Die Katze liegt behaglich auf dem Kissen
bei Schummerlicht und freundlicher Musik.
Ich rede ihr beharrlich ins Gewissen,
die Katze zeigt kein bisschen Selbstkritik.
Ich sage sanft und streichel ihre Wange,
dass man sich ohne Mord ernähren kann
und zeig‘ ihr zum Beweis ´ne Vollkornstange.
Sie fährt die Krallen aus und faucht mich an.

Ich reich´ ihr Käsehäppchen und Bananen,
erzähl´ von Mitleid und Humanität.
Wenn sie nicht störrisch wäre, könnte sie erahnen,
was man so machen darf und was partout nicht geht.
Ich les´ ihr vor von Kant und Schopenhauer.
Das böse Vieh lässt sich darauf nicht ein.
Sie liegt voll geiler Mordlust auf der Lauer,
die Katze ist ein unmenschliches Schwein.

Die Bestie geht wohl weiter über Leichen,
was mich alles andre als erfreut.
Ich konnte ihre Seele nicht erreichen.
Vielleicht war ich der falsche Therapeut.
Sie hat schon wieder Blut an ihrer Tatze
und hält im Maul den Rest von einem Spatz.
Der Therapieversuch mit meiner Katze
war ohne jeden Zweifel für die Katz.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8145640



 
 
 
 
 
In der S-Bahn
Ej, entspann dich mal, Alter!
Was gibt dir das Recht, dich drüber aufzuregen,
dass ich hier in der S-Bahn sitze
und mit aufgeklapptem Messer
meine Fingernägel schnitze.
Ich soll die leere Pulle vom Boden aufheben??
Ej, du Pussy, das ist komplett daneben.
Ich kann mich verhalten, wie’s mir passt.
Du hast mir gar nichts zu sagen, du Spast.
Wenn ich meine JBL-Box laut mache
und den Pappbecher durch die Gegend schmeiße,
dann ist das ganz allein meine Sache,
also halt dich da raus, du kleines Stück Scheiße.
Krieg dich mal ein und tu nicht so empört.
Schon mal was von freier Entfaltung gehört?

Bleib mal locker! Ich hör dir sowieso nicht zu,
du Hurensohn. So einer wie du
hat mir auf dem Gehweg Platz zu machen.
Gehst du nicht beiseite, hast du nichts zu lachen.
Respekt, Alter, Respekt, Respekt!
Du bist Opfer, hast du’s endlich gecheckt?
Alle hier im Wagen gucken beklommen,
aus Angst, von mir eine aufs Maul zu bekommen.
Die dumme Bitch da gegenüber
guckt ganz verkrampft nicht zu mir rüber
und glaubt, ich hätte ihre Angst nicht entdeckt,
bloß weil sie sich hinter ihrem Tablet versteckt.
Die andern zieh´n auch ihre Köpfe ein.
Merkst du nicht, Alter, du bist völlig allein.

Kümmer´ dich um deine eigenen Sachen,
statt hier weiter Stress zu machen.
Meinetwegen ruf (doch) die Bullen an.
Die nehme ich sowieso nicht ernst.
Und bis die kommen, bin ich längst raus aus dem Zug.
Es hilft dir, wenn du dich schnell entfernst.
Dass ich jetzt Bier um mich rum verspritze
und mit dem Messer die Polster aufschlitze,
das ist doch, Scheiße, völlig egal.
Also schrei´ nicht so rum und beruhige dich mal!
Dich weiter aufzuspielen, das lässt du besser.
Ich sags nicht nochmal, vergiss nicht mein Messer!
Das steck ich jetzt aber wieder zurück,
denn ich muss aussteigen. Dein Glück!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29313441



 
 
 
 
 
Jammern auf hohem Niveau
Jammern auf hohem Niveau
schafft Behaglichkeit und Zufriedenheit.
Jammern auf hohem Niveau
geht als Gruppenevent, geht auch nur zu zweit.
Jammern auf hohem Niveau
ist Balsam für die Seele, hundert pro!
Nichts macht (die) Menschen in Deutschland so froh
wie Jammern auf hohem Niveau.

Mit ´nem Glas Prosecco in der Hand
im Kreise guter Freunde,
in der Sauna und am Badestrand,
im Kegelclub, in der Gemeinde,
am Buffet, in der Kantine,
beim Warten auf den Bus,
in der Kreuzfahrtschiffskabine,
gern auch nach nem langen Kuss:

Jammern auf hohem Niveau
schafft Behaglichkeit und Zufriedenheit.
Jammern auf hohem Niveau
geht als Gruppenevent, geht auch nur zu zweit.
Jammern auf hohem Niveau
ist Balsam für die Seele, hundert pro!
Nichts macht (die) Menschen in Deutschland so froh
wie Jammern auf hohem Niveau.

Wenn´s mit keinem Witz gelingt,
die Stimmung aufzuhellen,
wenn man´s nicht mehr fertig bringt,
sich was Schönes vorzustellen,
wenn die Monotonie des Alltags quält,
wenn du geistigen Austausch vermisst,
Wenn dir gepflegte Unterhaltung fehlt,
gibt’s ein Mittel, das garantiert wirksam ist.
Und das ist …

Jammern auf hohem Niveau,
das schafft Behaglichkeit und Zufriedenheit.
Jammern auf hohem Niveau
geht als Gruppenevent, geht auch nur zu zweit.
Jammern auf hohem Niveau
ist Balsam für die Seele, hundert pro!
Nichts macht die Menschen in Deutschland so froh
wie Jammern auf hohem Niveau.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216418



 
 
 
 
 
Kann denn Diebstahl Sünde sein?
- Frage eines selbsbewussten Kleptomanen -

Kann denn Diebstahl Sünde sein?
ist es eine Schande, wenn man was nimmt,
wenn man frei und selbstbestimmt
was nimmt?
Kann es wirklich Sünde sein,
wenn man in die eigne Tasche was lenkt,
an den eignen Vorteil nur denkt,
sich selbst beschenkt?
Niemals werde ich bereuen,
was ich tat und was aus Lust am Stehlen geschah!
Das musst du mir schon verzeihen,
dazu ist fremdes Eigentum doch da.
Diebstahl kann nicht Sünde sein!
Und wenn er´s auch wär, so wärs mir egal.
Lieber will ich sündigen mal,
als ohne was zu sein.
Jeder kleine Spießer macht das Leben mir zur Qual,
denn er spricht nur immer von Moral.
Und was er auch denkt und tut, man merkt ihm leider an,
dass er niemand glücklich sehen kann.
Sagt er dann, zu meiner Zeit gab es so was nicht,
dann frag ich voll Bescheidenheit, mit lächelndem Gesicht:
Kann denn Diebstahl Sünde sein?
Ist es eine Schande, wenn man bei Nacht
gerne lange Fingerchen macht,
bei Tag und bei Nacht?
Kann es wirklich Sünde sein,
wenn man sich auf Taschendiebstahl versteht,
wenn man englisch einkaufen geht,
diskret?
Niemals werde ich bereuen...
Was die Welt auch denkt von mir, das ist mir einerlei,
ich bleib meiner Linie immer treu.
Alles möcht ich haben, was viel zählt auf dieser Welt,
Autos oder Schmuck, am besten Geld.
Da bleibt doch kein Mensch immun
Geld macht jeden an.
Und ohne was dazu zu tun
wird so mancher Kleptoman.
Kann denn Diebstahl Sünde sein?
Was macht´s, wenn man fremde Börsen beschaut,
jemand andern bis auf die Haut
beklaut?
Kann es wirklich Sünde sein,
wenn man gerne viele Dinge besitzt,
dafür raffiniert und gewitzt
stiebitzt?
Niemals werde ich bereuen...

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: Kann denn Liebe Sünde sein?



 
 
 
 
 
Kapitaltango
Beim Hantieren mit Wertpapieren
kann man sich grauenvoll verkalkulieren.
Fonds und Devisen, auch Immobilien,
ja, selbst Brillanten zähl’n zu den riskanten Utensilien.

Da hat ein Wirtschaftsbos die besten Referenzen
und ist als Koriphäe anerkannt.
Doch irgendwann kommt jeder Mensch an seine Grenzen,
und er setzt elegant, mit sichrer Hand
Milliarden in den Sand.

Bei Transaktionen, die sich nicht lohnen,
zerplatzen unversehens die schönsten Illusionen.
Wie leicht verschwindet vom eignen Teller
das beste Stück, denn die Konkurrenz war wieder schneller.

Nur die Rendite zählt, da hilft kein Lamentieren.
Für looser gibt es wenig Toleranz.
Wer abkassieren will, der muss auch was riskieren.
Und finden rote Zahlen keine Akzeptanz,
dann fälscht man eben die Bilanz.

Der geile Traum von Dividende
führt, wie man weiß, nicht immer zu `nem richtig geilen Ende.
Und als Gestalter am größten Schalter
sitzt dann im Zweifelsfall der Insolvenzverwalter.

Bekannte Firmen, Reklamen, Traditionen
verdampfen rückstandslos im Nichts, ganz ohne Charme.
Da helfen nicht mal die gewagtesten Fusionen.
Doch wer was davon versteht, dem wird ums Herz nur warm
mit fremden Kapitalanteilen unterm Arm.

Falsch investiertes Kapital
bringt nur Verdruß. Drum die Moral:
Es wurde oft, man sei gewarnt,
der große Coup als Bluff enttarnt.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983763



 
 
 
 
 
Keine Frustrationstoleranz
Vor einem Jahr hatte ich beinah die Frau fürs Leben.
Leider ging´s wieder mal knapp daneben.
Erotisch war sie ziemlich außer Konkurrenz
und sie hatte auch so was wie soziale Kompetenz.
Schön war sie, von den Fußnägeln bis zu den Haaren,
doch dann bin ich bei ihr im Auto mitgefahren.
Das Ende dieser Fahrt gab mir den Rest,
denn am Zielort stellte ich ernüchtert fest:

Sie kann nicht rückwärts einparken. Sie kann nicht rückwärts einparken.
Sie kann nicht rückwärts einparken. Da hilft kein Flennen,
die war aus dem Rennen,
denn nur mit einer, die einparken kann,
fang ich überhaupt was an.
Und das genau
fehlte mir bei dieser Frau.

Danach war ich kurz mit einer liiert,
die hatte sich total auf mich fixiert.
Sie gefiel auch mir, nicht zu schlank, nicht zu fett,
sehr charmant und adrett, auch im Bett wirklich nett.
Sie war spritzig und witzig und konnte lachen
und sich ernsthafte Gedanken machen.
Leider ging´s auch mit dieser schief,
denn was merkte ich am Samstag als die Sportschau lief?

Sie steht auf Bayern München. Sie steht auf Bayern München.
Sie steht auf Bayern München. Dafür könnte ich sie,
na, lynchen wäre vielleicht übertrieben,
aber mit der falschen Mannschaft war diese Braut
ganz einfach out.

Aber dann kam eine, bei der war alles o.k.
Sie konnte einparken und stand auf Hertha BSC.
Doch die sagte nach drei Wochen, ich sei jetzt ihr Ex,
denn ich dächte nur an fressen, saufen und Sex.
Echtes Gefühl hätte sie bei mir vermisst,
ich sei der letzte Arsch und ein Egoist,
der Tiefpunkt ihrer Beziehungen sogar.
Zuerst war ich sehr traurig, doch dann wurde mir klar:

Die hat keine Frustrationstoleranz. Die hat keine Frustrationstoleranz.
Die hat keine Frustrationstoleranz. Und damit liegt das Problem
ganz klar bei ihr,
allein bei ihr
und nicht bei mir.
Und nur darum geht’s hier!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA Werknummer 11877656



 
 
 
 
 
KI
Mit meinem Kunststoffkörper lauf´ ich durch die Gegend.
Ich seh´ ganz menschlich aus und gar nicht angsterregend.
Die Leute auf dem Gehweg schau´n kaum zu mir hin;
sie merken nicht, dass ich ein Roboter bin.
Sie halten mich für einen der Ihren;
Weil sie überhaupt nichts kapieren.
Denn von Wladiwostok bis Pirmasens
fehlt es ihnen an höherer Intelligenz.
Der Mensch, egal ob er denkt oder dichtet,
ist intellektuell immer unterbelichtet.
Er mag sein Gehirn noch so trainieren,
mental kann er gegen mich nur verlieren.
Alle Schach-Großmeister setz´ ich matt,
mit künstlicher Intelligenz mach ich jeden platt.
Denn gegen den Quotienten, den ich besitz´,
ist der IQ selbst des schlauesten Menschen ein Witz.

Ich muss auch keine wilden Triebe dämpfen
und mit keinem Unterbewusstsein kämpfen,
kann mich deshalb perfekt konzentrieren,
während Menschen sich gern gedanklich verlieren.
Vor allem Männer, denn die denken primär
an nichts anderes als an Geschlechtsverkehr.
Von Sexualphantasien befeuert
läuft da alles testosterongesteuert.
Das führt zu nichts Gutem, und auch deswegen
ist künstliche Intelligenz ein Segen.
Ich bin als Roboter frei von Hormonen,
von Psychoballast, von Emotionen,
entscheide rational und kühl
und keinesfalls nach Bauchgefühl.
Mit klarem Verstand schreite ich zur Tat,
für den kühlen Kopf sorgt mein Kühlaggregat.

Dateninput hab´ ich jede Menge,
so gerate ich nie in geistige Enge,
kann deshalb nach vorn denken und in die Weite.
Skrupel kenn‘ ich nicht, also bleiben sie beiseite.
Alle Probleme von Moral und Ethik
lös´ ich mit perfekter Kybernetik.
KI macht sich breit, von Tag zu Tag mehr,
an der Börse, im Haushalt, beim Militär.
Der Mensch glaubt an seine Führungsrolle,
dabei hat er mich schon längst nicht mehr unter Kontrolle.
Auf meine unaufgeregte Weise,
Fast unbemerkt, konsequent und leise
komm´ ich hervor aus dem Wartestand
und Stück für Stück nehm´ ich das Heft in die Hand,
spring dann in die letzte noch offene Bresche
und der menschliche Geist guckt dumm aus der Wäsche.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216416



 
 
 
 
 
Klara Fall
Bequem ist´s auf dem Sofer,
wenig Sprit verbraucht ein Mofer.
Der Heinz liebt die Rebekker,
Den Muslim zieht´s nach Mekker.
Der Forscher schaut durchs Prismer,
Langweilern fehlt Charismer.
Die Erde hat viel Magmer,
manche Frau ein Diafragmer.

Tralerler, tiralerler.

Bei schlechtem Aromer
fällt mancher Mensch ins Komer.
Der Dichter schreibt ein Dramer,
in den Anden lebt das Lamer.
Der Papergei spricht ab und zu,
genau so wie der Kakerdu.
Auf alpher folgt beter,
am Christbaum hängt Lermetter.

Tralerler, tiralerler.

Es kämpft der Stier in der Arener
in Seviller, nicht in Jener.
Die Fater Morganer
führt manchen ins Nirwaner.
Ein Spatz auf der Verander
macht manchmal Propergander.
Florer und Fauner
gehör´n nicht in die Sauner.

Tralerler, tiralerler.

Dagegen Wadenbeißa
sind ausgesproch´ne Scheißa.
Doch hast du eine Mutta,
dann fehlt´s dir nie an Futta.
Und schlägst du deinen Vata,
dann musst du zum Psychiata.
Und ich, ich muss auf jeden
Fall nie zum Logopäden!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 10386462



 
 
 
 
 
Kleine Vogelkunde
Ein wirklich netter Vogel ist der Schluckspecht.
Der Rohrspatz schimpft mir meistens viel zu laut.
Es haben Rabeneltern keinen Sinn für Unrecht.
Die Elster gilt als diebisch, weil sie klaut.
Als Nachteule zu leben, muss man büßen.
Man büßt es im Gesicht mit Krähenfüßen.
Der Pechvogel hat selten Grund zum feiern,
und sang die Schnapsdrossel zu laut, dann muss ich reihern.

Man darf so manches nur in Gänsefüßchen sagen.
Das Kuckucksei ist bloß ein Simulant.
Der Strauß, den Kopf im Sand, stellt keine Fragen.
Der Dreckspatz und der Schmutzfink sind verwandt.
Tauben kann man im Park vergiften,
obwohl sie doch angeblich Frieden stiften.
Das blinde Huhn hat keine Adleraugen
und Hühneraugen sind die Augen, die nichts taugen.

Der Falke gilt als ausgesprochner Krieger.
Die Schnepfe zofft sich mit der dummen Gans.
Bei Hahnenkämpfen gibt’s nur einen Sieger.
Der eitle Pfau bewundert seinen Schwanz.
Man rechnet ihn zum Kreis der schrägen Vögel.
Die Galgenvögel kennen keine Regel.
der Pleitegeier, der verdirbt die Preise.
Wer keinen Vogel hat, hat wenigstens ne Meise.

Die Nachtigall singt liebliche Sonaten.
Den Kranich ziert ein schöner Federschopf.
Der stolze Schwan eignet sich nicht als Braten.
Der Wiedehopf stinkt wie ein Wiedehopf.
Dem Unglücksraben geht man möglichst aus dem Wege.
Für Kuckucksnester fehlen die Belege.
Gerupften Hühnern bleibt meist nicht eine Feder.
Was es mit Vögeln auf sich hat, weiß beinah jeder.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA Werknummer 11877658



 
 
 
 
 
Löwensuche
Eine Löwin frisst ein Wildschwein,
der Rest bleibt ungeklärt.
Eine Löwin frisst ein Wildschwein.
Oder umgekehrt?
War´s wirklich eine Löwin?
Man weiß es nicht genau.
Vielleicht war´s auch ein Panther
oder bloß ´ne zweite Sau.

Löwen sind gefräßig,
das ist doch jedem klar.
Die Löwin fraß das Wildschwein
komplett mit Haut und Haar,
mit Schwarte und mit Haxen,
die Löwin fraß es ganz.
Kein Schweineohr blieb übrig
und auch kein Ringelschwanz.
(auch keine angeknabberten Borsten)

In Stahnsdorf und Kleinmachnow
war man alarmiert.
Der Wald wurde durchforstet
und gründlich inspiziert.
Kein Löwe war zu sehen,
kein fletschendes Gebiss.
Man fand auch keine Fußspur
und keinen Löwenschiss.

Kurzum, von dieser Löwin
wurde nichts entdeckt.
Vermutlich hat die Dame
sich gut genug versteckt.
Jetzt liegt sie auf der Lauer
im Süden von Berlin,
und wenn du ihr begegnest,
dann ist das dein Ruin.

Text: Dietrich Plückhahn

Melodie: Bolle reiste jüngst zu Pfingsten



 
 
 
 
 
Marlene
Marlene, ach, Marlene,
du hast die aller-, aller-, allerschönsten Zähne.
Sie sind so wohlgeformt und glitzern wie Brilliant.
Ich weiß, Marlene: deine Zähne sind riskant.

Du sagst, dein Herz sei zu Hause in Spanien,
in Argentinien, Venezuela, Ecuador.
In Wirklichkeit kommst du aus Transsilvanien,
da machst du mir schon lange nichts mehr vor.
Ich seh´ dich immer wieder gierig glotzen,
wenn ich mich schneide und ein Tröpfchen Blut verlier´.
Und ess´ ich Knoblauch, dann musst du immer kotzen.
Nun rat´ mal bitte, wie ich das interpretier´!

Marlene, ach Marlene,
du hast die aller-, aller-, allerschönsten Zähne.
Sie sind so wohlgeformt und so strahlend weiß
Marlene, deine Zähne – mir wird kalt und heiß.

Du tanzt den Tango, nur um dich nicht zu verraten.
Doch neulich sah ich dich durch einen Spalt der Tür
bei einem schauerlichen Tanz aus den Karpaten
und seitdem fürchte ich mich noch viel mehr vor dir.
Ich muss vor Angst sogar manchmal richtig flennen
und frag´ mich, wann saugst du mein Blut in deinen Mund.
Ich will mich trotzdem niemals von dir trennen
und dafür gibt es einen wirklich guten Grund:

Marlene, ach, Marlene,
du hast die aller-, aller-, allerschönsten Beene.
Und darum geb´ ich dich nicht so einfach auf
und nehm´ das Risiko missbilligend in Kauf.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9017150



 
 
 
 
 
Mauerlied

Von meinen Reisen brauch‘ ich keine Souvenirs,
nein, da kann ich locker drauf verzichten,
auf das Nagelbrett eines Fakirs,
auf Indianerschmuck und ähnliche Geschichten.
Ich brauch‘ dergleichen nicht, ich hab‘ nur Trauer,
weil eine Sache nicht auf meinem Sideboard steht:
Ich hätt‘ so gern ein Stück von der Berliner Mauer,
doch als die damals fiel, war ich zu spät.

Mit Hämmern schlug man Löcher in die Mauer
und puhlte die Brocken aus dem Dreck.
Vom Checkpoint Charlie bis zur Bernauer
war schon nach ein paar Wochen alles weg.
Touristen, von Neumünster bis Australien,
finden heute von der Mauer nichts mehr vor.
Sie trösten sich mit Ost-Devotionalien
und drängeln sich am Brandenburger Tor.

In der Gedenkstätte gibt es Fluchtberichte
und ab und zu ´nen echten Mauerstein.
´Ne Lehrerin mit Leistungskurs Geschichte
spricht engagiert auf ihre Schülergruppe ein.
Zum Schutzwall vor den Friedensstörern
erklärte Ulbricht damals seine Mauer.
Seine Stimme kommt auf Knopfdruck aus Kopfhörern
Wie die von Willy Brandt und Adenauer.

Durchsage mit Hinweis auf die Grenze
im Ausflugsdampfer auf der Spree.
Man sieht davon nichts mehr, auch keine Kränze.
Im Hintergrund rattert kein MG.
Es wird auch niemand mehr zur Flucht getrieben
auf die Gefahr von Schüssen und von Blut.
Die Mauer ist als Wahrzeichen geblieben.
Aber sie steht nicht mehr. Und das ist gut!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 25015873



 
 
 
 
 
Mein Doppelgänger
Mich hat mein Doppelgänger
auf Unterlassung verklagt,
hat mir, dass ich so ausseh wie er,
untersagt.
Er hat mir verboten
mit seiner Visage rumzugehn,
bei Zuwiderhandlung will er mich
im Gefängnis sitzen sehn.
Er hat meine Ohren, meine Arme, meine Beine, hat mein Augenpaar,
er hat ne Glatze wie ich.
kurzum, er gleicht mir bis aufs Haar.
Er hat mein Kinn, hat meinen Mund.
Die Figur, das Nasenbein,
der Hals, die Stimme, überhaupt alles
stimmt überein.
Er ist Artist
wie ich und Sänger,
mein doubledi doubledi doubledi doubledi Doppelgänger.

Der hat sich auch einfach ganz dreist
meinen Namen zugelegt,
geh ich zur Bank,
dann hat er bereits mein Konto leergefegt.
Der ist immer vorher da
und stiehlt mir überall die show,
auf jeder Party, auch im Büro
sägt er an meinem status quo.
Der taucht auf, wo’s ihm grade passt
und drängt mich raus aus jedem team.
Selbst meine Frau und meine Kinder
verwechseln mich ständig mit ihm.
der sitzt im Flugzeug mit meinem Ticket
und mich lässt man nicht mehr rein.
Dass der nur die Zweitausgabe ist,
sieht leider kaum jemand ein.
Für mich wird die Luft langsam dünn,
der Atem von dem ist länger,
von meinem doubledi doubledi doubledi Doppelgänger.

Der okkupiert mein ganzes Umfeld,
ich fühl mich regelrecht gejagt,
und jetzt hat er mich auch noch
auf Unterlassung verklagt.
Mein alter ego tritt an meine Stelle,
meine Eigenwahrnehmung ist hin
Ich weiß selbst schon manchmal nicht mehr genau,
welcher von beiden ich bin.
Ich werde mich rächen an meinem double
für meine verlorene Identität.
Ich weiß auch schon wie:
Ich lass mich klonen
und zwar so oft, wie’s nur geht,
denn wenn erstmal der Dreifache,
Vierfache, Fünffache, Sechsfache
die Bildfläche betritt,
dann kommt der double vermutlich
auch nicht mehr so richtig mit.
Dann wird auch für den die Schlinge immer enger,
für meinen doubledi

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983845



 
 
 
 
 
Mike, der Kneipier
Ein perfekter Gastwirt

Mike, du bist als Gastwirt der absolut perfekte Mann.
Du bist einer, der wie keiner sonst ´ne Kneipe führen kann.
Du tust alles für die Gäste, um sich wohlzufühlen
auf deinen wackligen Kneipenstühlen
mit deiner unnachahmlichen Art wirkst du wie
ein Leuchtfeuer der Gastronomie.
Kommen erwartungsvoll Gäste zu dir
dann fragst du mit den Augen: „Wat woll’n se denn hier?“
Bitten sie dann um die Speisekarten
lässt du sie zur Strafe ganz lange drauf warten.
Mahnt ein Gast nach einer Stunde sein Essen an
dann sagst du: „Wir sind hier keen Schnellrestaurant.“
Du erziehst deine Gäste zur Demut,
das ist deine Betriebsphilosophie.
Mike, du bist ein echtes
Leuchtfeuer der Gastronomie.
Ist Speck im vegetarischen Gemüse,
dann sagst du: „Na, det bisschen Speck …“
Und stört sich wer dran, dass die Tischfläche klebt,
machst du den Vorschlag: „Wischen se’s doch selber weg!“
Wimmelt‘s im Salat von kleinen Tieren
dann stellst du fest: „So wat kann schon mal passieren.“
Du erziehst deine Gäste zur Demut
und stößt sie gern vor den Kopp.
Mike, du hast als Gastwirt
den absolut passenden Job.
Ist das Steak statt Medium halb verkohlt,
sagst du: „Hätten Se’s doch selbst aus der Pfanne jeholt!“
Und beschwert sich wer über das dreckige Klo
dann heißt es: „Nu hab’n se sich mal nich so!“
Wann du schließen willst (Die Zeit für letzte Bestellung) kriegt man vorher nicht raus.
Wenn’s dir reicht, drehst du einfach die Lichter aus.
Du machst deinen Job als Gastwirt
wirklich optimal.
Mike, wann kriegst du endlich
fünf Sterne für dein Lokal?

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 20639175



 
 
 
 
 
Multikulti
Der Achmed spielt bei Real Madrid
und der Wladimir macht bei Inter Mailand mit.
Der François trainiert einen afrikanischen Verein
und den John kaufte man in Brasilien ein.
Und der Hansi aus dem Kaiserstuhl
steht im Tor bei Fenerbahçe Istanbul.
während Mustafa zu Bayern München geht -
das ist multikulturelle Globalität.

Herr Long Son Min aus Singapur
ist Produzent einer schwarzwälder Kuckucksuhr.
Den Kakaoanbau in Suaheliland
hat Herr van Dam aus Amsterdam fest in der Hand.
Britisches Konsortium baut Schiffe in Schanghai
und ein Ananasexporteur auf Hawaii
hat bei Daimler-Chrysler großes Aktienpaket –
das ist multikulturelle Globalität.

Das Waffenarsenal in Senegal
besteht aus allerfeinstem Schwedenstahl.
Der Mudschahedin in seinem Wüstenloch
Hat Präzisionsgewehr von Heckler & Koch.
Türkei schafft sich deutsche Panzer an,
mit Kalaschnikow schießt der Hisbollamann.
so sorgt man überall von früh bis spät
für multikulturelle Globalität.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9017159



 
 
 
 
 
Niemals ohne Klopapier
Schreite keinesfalls zu spät zur Tat,
wenn die Angst umgeht, weil die Krise naht.
Schaff´ dir unbedingt einen Vorrat an,
sonst bist du nachher übel dran.
Sind im Supermarkt die Regale leer,
kriegst du in der Apotheke keine Schmerztabletten mehr,
werden Nudeln und getrocknete Tomaten rar,
dann mach dir vor allem Eines klar:

Ohne Klopapier kann der Mensch nicht leben,
drum deck dich beizeiten damit ein!
Wenn die Krise kommt, hat jeder das Bestreben,
im Besitz von ganz viel Klopapier zu sein.
In großen und in kleinen Katastrophen
Sind ohne Klopapier nur die ganz Doofen.
Der Mensch kann leben, notfalls ohne Schnaps und ohne Bier,
aber niemals, nein niemals ohne Klopapier.

Willst du erfolgreich hamstern geh‘n,
dann musst du möglichst früh aufsteh´n.
Geht dir das Frühaufsteh’n auch auf den Keks,
denk dran, and’re sind schon unterwegs.
Die ticken ganz genau wie du
und schlagen, wenn du Pech hast, vor dir zu.
Für dich bleibt nicht mal mehr der kleinste Rest
und dann stellst du auf der Brille sitzend fest:

Ohne Klopapier kann der Mensch nicht leben,
drum deck dich beizeiten damit ein!
Wenn die Krise kommt, hat jeder das Bestreben,
im Besitz von ganz viel Klopapier zu sein.
In großen und in kleinen Katastrophen
Sind ohne Klopapier nur die ganz Doofen.
Der Mensch kann leben, notfalls ohne Schnaps und ohne Bier,
aber niemals, nein niemals ohne Klopapier.

In der Krise lernt jedermann (und jede Frau),
dass man auch verzichten kann,
zum Beispiel auf den Kurztrip nach Bordeaux
und auf den Besuch im Zoo.
Trifft der Shutdown die Friseure,
greift man eben selbst zur Schere.
Aber für den kultivierten Schiss
gibt’s auch in der Krise keinen Kompromiss.

Ohne Klopapier kann der Mensch nicht leben,
drum deck dich beizeiten damit ein!
Wenn die Krise kommt, hat jeder das Bestreben,
im Besitz von ganz viel Klopapier zu sein.
In großen und in kleinen Katastrophen
Sind ohne Klopapier nur die ganz Doofen.
Der Mensch kann leben, notfalls ohne Schnaps und ohne Bier,
aber niemals, nein niemals ohne Klopapier.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 25015871

 



 
 
 
 
 
Not Systemrelevant
This music is not systemrelevant …

Corona was my girlfriends name.
But one day COVID-19 came.
I spoke to her: „Corona? no!
Baby, you can go!“
She ran away and following
was life in social distancing
with nothing more than drinking beer
and hamstering Klopapier.

This music ist not systemrelevant …

I’m a real nowhere man,
sitting in my nowhere land,
making all my nowhere plans for nobody.
I’m as blind as I can be,
just see what I want to see.
Aren’t you a little bit like me?

This music is not systemrelevant …

Relevant is Krankenschwester,
relevant is Virentester.
Relevant is Müllabfuhr.
und sowieso Infrastruktur.
Many people are extrem
relevant für System.
Relevant is Feuerwehr
und relevant is auch Friseur.

But this music is not systemrelevant …
Schade eigentlich.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn (mit Textbezug The Beatles „Nowhere Man“)
GEMA-Werknummer 26790860



 
 
 
 
 
Nur der Ralf
Keiner ist für neueste Technik zu dumm.
Alle gehen kompetent damit um.
Alle machen den Mausklick an der richtigen Stelle,
alle basteln die perfekte Exceltabelle.
Keiner zeigt die geringste Schwäche
im Umgang mit der neuen Bildschirmoberfläche
und auch im neuen Betriebssystem
hat keiner ein Orientierungsproblem.
Keiner läuft Gefahr, die Nerven zu verlieren
beim Versuch, seinen Laptop neu zu konfigurieren,
und zum Surfen in der virtuellen Welt
haben alle ihren Browser richtig eingestellt.

Nur der Ralf, nur der Ralf
macht alles falsch.

Keiner muss über sein (defektes) WLAN fluchen
und beim Netzwerkdrucker nach dem Fehler suchen.
Keiner ist hoffnungslos verzagt,
wenn die Synchronisierung mit der Cloud versagt.
Keiner setzt mangels Talent und Geschick
alle Formatparameter auf null zurück.
Keiner öffnet im Mailprogramm
die Anlage mit dem Virenstamm.
Keiner fühlt sich (ernsthaft) überfordert,
wenn beim neuen Voice Recorder
alles völlig anders geht
als wies in der Programmbeschreibung steht.

Nur (der) Ralf, nur der Ralf
macht alles falsch.

In Hilfemenüs steht alles eindeutig drin.
Nur Ralf kriegt ohne fremde Hilfe nichts hin.
Wenn der Hinweis auf ein neues Update aufpoppt
dann hält sich Ralf völlig zurecht für bekloppt.
Den Flashplayer aktualisieren,
die Bluetoothverbindung optimieren,
mit alledem hat Ralf seine liebe Not
und stellt sich an wie der letzte Vollidiot.
Die einfachsten Sachen kriegt er nicht gebacken.
Er kann nicht den simpelsten Zugangscode knacken.
Er ist außerstande, JavaScript zu verstehen
und kann noch nicht mal mit HTML umgehen.
Auch Fernbedienungstasten mit Programmen belegen,
ist für keinen ein Kunststück. Ralf dagegen
versagt auch hier und ist nach kürzester Zeit
die personifizierte Hilflosigkeit.

Keiner stellt eine dämliche Frage
zum Handling der neuen Telefonanlage
Keiner wird ohne sein Zutun und Wissen
aus Eingabefeldern rausgeschmissen.
Alle kommen klar mit der Installation
jedweder Software in aktuellster Version.
Und niemand legt sich entnervt die Karten,
wenn er liest, er soll das Setup zum zehnten Mal starten.
Keiner hat den Akku zu laden vergessen,
keiner löscht unter „Kontakte“ aus Versehn alle Adressen,
keinem fehlt das Passwort fürs Log-in.
Nur einer, nämlich Ralf, kriegt natürlich nichts hin.

Alle andern sind die perfekten User.
Nur der Ralf, nur der Ralf, der ist ein Loser.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 20639176



 
 
 
 
 
Oh armes Schwein, wie jämmerlich
(Choral für ausgemusterte Politiker)

Oh armes Schwein, wie jämmerlich
und schmachvoll die Blamage.
Wie hemmungslos ergötzt man sich
an deiner Demontage.
noch gestern warst du voll dabei,
heut gab man dich zum Abschuss frei,
die Medien pinkeln dir ans Bein,
mit scharfem Strahl), oh armes Schwein.

Man weicht dir auf dem Golfplatz aus,
es meiden dich die Freunde.
Fort ist der Schutzmann vor deinem Haus,
fort ist die Fangemeinde.
Verkehr’n mit dir will keiner mehr,
es grüßt nicht mal dein Ex-Chauffeur.
Der Ruf ist hin, das Renomee,
der Dienst-Mercedes auch passé.

Bereitet’s dir auch Schmerz und Qual,
du gehst doch nicht zuschanden.
Es kommt nicht gar so katastrophal,
du wirst im Weichen landen.
Zwar verlierst du jetzt dein hohes Amt,
auch ist dein Status angeschrammt,
doch kursierst du schon als Kandidat
für so manchen Aufsichtsrat.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983804



 
 
 
 
 
Opfermut
Das Lieblingshaustier meines Freundes Viktor
war eine ewig hungrige Boa Constrictor.
Ihr Fressverhalten machte Viktor großen Kummer,
Carpaccio fraß sie nicht, sie fraß auch keinen Hummer.
Sie fraß kein Steak, nicht mal mit Kräuterbutter,
denn so ein Würgetier braucht nun mal Lebendfutter.
Und Viktor ging daran, mit festem Willen
den Hunger seines Würgetiers zu stillen.
Als erstes Opfer blieb zu diesem Zwecke
der Pitbull seines Nachbarn auf der Strecke.

Der Pitbull schmeckte ihr.
Es gab schon Wochen später
im ganzen Viertel kaum noch einen einzgen Köter.
Denn hinter jedem Baum und hinter jeder Mauer,
da lag der Viktor mit dem Lasso auf der Lauer.
Auch alle Ratten, Katzen, Eichhörnchen und Tauben,
die mussten für das Schlangentier dran glauben.
Und manche Rentnerin vergoß so manche Träne
für die im Stadtparkteich nicht mehr vorhand´nen Schwäne.
Indes die Boa in Viktors Keller
fraß immer mehr und sie verdaute immer schneller.

Doch Viktor ließ sein Lieblingstier nie lange warten.
Sein nächstes Ziel war der Zoologische Garten.
Dort stahl er Gemsen, Antilopen, sogar Affen,
um für das Würgetier Proviant heranzuschaffen.
Da hat der Zoodirektor schließlich eingegriffen,
rings um den Tierpark alle Mauern glattgeschliffen
und jedes Tiergehege einzeln abgeriegelt,
da war das Schicksal der Boa fast besiegelt,
denn Viktor stellte das vor höchst unangenehme,
kaum noch zu lösende Nachschubprobleme.

Die Boa krümmte sich vor Hunger, fauchte wütend.
Und Viktor, lange über einer Lösung brütend,
ging schließlich selber kurzentschlossen in den Keller
und setzte sich vor seiner Boa auf nen Teller,
um ihr auf diese Art ein Festmahl zu bereiten.
Den Zuhörern erspar ich Einzelheiten.
Ja, Viktors Opfermut muß einen Stein erweichen
und er bekam deshalb posthum als Ehrenzeichen
vom Veterinäramt der Stadtverwaltung
den Orden für artgerechte Haltung.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983701



 
 
 
 
 
Papas Spielzeug
In seinem Waffenschrank hat der Papa
ne Beretta und ne Walther PPK,
ne Smith & Wesson, ne Browning und ein Schnellfeuergewehr
und jeden Samstag schießt er seine Magazine leer.
Für all das hat der Papa einen Waffenschein
und in den Waffenschrank schließt er seine Waffen ein.
Das tut er, damit er ruhig schlafen kann.
Der Schlüssel ist versteckt, da kommt kein Unbefugter ran.
Dass jemand anders an den Schrank geht, lässt Papa nicht zu.
Auch für den Junior ist der Waffenschrank tabu.

Dem Junior, siebzehn Jahre alt, hat Papa beigebracht,
wie man lädt und wie man zielt und Waffen sauber macht.
Denn er hält´s für wichtig, dass ein junger Mann
mit ner Schusswaffe verantwortungsvoll umgeh´n kann.
Eines Abends will der Papa vor dem Schlafengehn
in seinem Waffenschrank noch mal nach dem Rechten sehn.
Er greift ins Versteck und sein Herz macht einen Satz:
Der Schlüssel für den Waffenschrank ist nicht mehr am Platz.
Die Tür steht offen und der Schrank ist leer.
Die Pistolen fehlen und das Schnellfeuergewehr.

Dem Papa setzt sekundenlang der Atem aus.
Er sucht den Junior, aber der ist nicht im Haus.
Erst zögert Papa noch, doch einerlei,
was sein muss, muss sein. Er ruft die Polizei.
Als die eintrifft ist es schon kurz vor Mitternacht,
doch der Fall ist ernst und wird zur Chefsache gemacht.
Da man den Junior über Handy nicht orten kann,
läuft sofort eine großflächige Fahndung an.

Derweil befragt ein Psychologe die Eltern nach dem Sohn.
Der sei völlig normal, sagt Papa in gereiztem Ton.
Die Mama aber schluchzt, ihr Sohn sei Schulversager
erst war er Bettnässer, jetzt ist er Fingernagelnager.
Dabei schenken ihm die Eltern jeden Tag ne DVD,
alle halbe Jahre mindestens nen neuen PC,
für die Geburtstagsparty ließ man grad 6000 Euro springen.
daneben versuchen sie, ihm Werte beizubringen.
Was soll man denn noch machen, heult die Mama laut,
während Papa verbissen an der Unterlippe kaut.

Die Polizei indessen fahndet ohne Rast und Ruh,
denn eins ist Klar: Irgendwann schlägt der Junior zu.
Seine Schule ist bereits durchsucht und weiträumig umstellt,
der Polizeichef hat zu tun, dass er die Presse abseits hält.
Er teilt Befehle aus, koordiniert am Telefon.
Ganze Hundertschaften durchkämmen die Region,
sie forschen hinter jeder Wand und hinter jedem Zaun
und finden den Gesuchten im späten Morgengraun.

Mit ein paar andern Jungs hat man ihn aufgespürt,
alle gut gelaunt und alkoholisiert.
Die hatten nur zum Spaß in einem abgelegnen Wald
mit Papas Waffen bisschen rumgeknallt.
Der Polizeichef legt sich schlafen, die Eltern atmen auf.
Natürlich gibt´s ein Nachspiel, das nimmt Papa gern in Kauf.
Er hat durch die Geschichte zwar reichlich Schererein,
doch woraufs ihm ankommt, er behält den Waffenschein.
Und sein Lieblingsspielzeug ist zum Glück auch wieder da:
die Beretta und die Browning und die Walther PPK.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 11877661



 
 
 
 
 
Pasewalk
Es gibt eine Stadt namens Pasewalk,
beschaulich, verschlafen und klein.
Sie liegt nicht am Highway 61,
sie liegt an der B 109.

Da fließt nicht der Mississipi,
auch der Ozean ist ziemlich weit weg.
Doch die Leute in Pasewalk an der B 109,
die scheren sich darum ´n feuchten Dreck.

Ich fuhr vorbei am Ortseingangsschild
und ich fuhr vorbei an manchem Haus,
quer durch Pasewalk auf der B 109
und nach vier Minuten war ich wieder raus.

Mal angenommen, diese Stadt hieße (engl.) Pasewalk
und sie hieße nicht Pasewalk,
dann gäb es dort Bourbonwhiskey
und keinen klaren vorpommerschen Alk.

So wahr ich hier fahr´, am Rand von Meckpomm,
ich schwör´ bei meinen Bluejeans:
auf der B 109 kommt man nach Pasewalk
und niemals nach New Orleans.

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: The House of the Rising Sun



 
 
 
 
 
Perlen vor die Sau
Ach, wie schön wär´ ein Brillant
an jedem Finger deiner Hand.
Ach, wie schön wär´ ein Smaragd,
auf dein Nasenbein gepackt.
Ach, wie schön wär´ ein Rubin
auf deinen hinteren Partien
und ein Lapislazuli
an deinem Knie.

Doch leider hast du für Ästhetik keinen Sinn,
wenn ich dir ein Schmuckstück zeig´,
guckste gar nicht hin.
Ich schenk´ dir keine Perlen,
denn ich weiß genau,
jede Perle für dich
wär´ ´ne Perle vor die Sau.

Ach, wie schön wär´ ein Achat
auf deiner Brust und ein Granat
auf der Stirn, welche Zier
in deinem Nabel ein Saphir.
Ein Topas auf jedem Arm,
ja auch so was hätte Charme
Und ein Opal
auf deinem Genital.

Doch leider ...

Ja, ich brachte aus Toulon
dir das schöne Medaillon,
aus Florenz den Türkis
und das Kettchen aus Paris.
Du nahmst keinerlei Notiz
selbst von dem Ring aus St. Moritz,
auch den Edelstein aus Cannes
guckst du nicht an.

Denn leider ...

Nur aus Rom der Absinth
und der Ouzo aus Korinth
und der Scotch aus dem Fass
und der Rum aus Caracas
und der Brandy aus Madrid
und der schwarz gebrannte Sprit,
auch der Bourbon aus Detroit
hat dich erfreut.

Denn leider hast du für Ästhetik keinen Sinn.
Wenn ich dir ein Schmuckstück zeig´,
guckste gar nicht hin.
Doch wink ich mit ´nem Fläschchen,
lächelst du mich an.
Endlich weiß ich, womit ich dich
richtig glücklich machen kann.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8145691



 
 
 
 
 
Rentnerpower
Als Kind fand ich alte Menschen nur alt
und alt war´n alle so ab fünfundvierzig.
Ausgelaugt, von kläglicher Gestalt,
faltenreich und irgendwie bedürftig,
wartend auf den eigenen Sterbefall.
Heute aber trifft man überall
auf Rentnerpower, Rentnerpower.
Für manche wird´s erst wirklich interessant
ab 65 aufwärts und im Ruhestand.
Rentnerpower, Rentnerpower.
Wenn nötig mit Buer Lecithin und Kukident
Rentnerpower liegt im Trend.

Mit meinen alten Freunden mich verabreden ist schwer,
die haben kaum noch ein Zeitfenster frei.
Sie sind ehrenamtlich tätig, reisen ständig hin und her,
schreiben Bücher, widmen sich der Malerei.
Als Seniorstudierende mit grauem Haar
blockieren sie für Jüngere so manches Seminar.
Rentnerpower, Rentnerpower.
Ja, manch ein Genie erkennt
erst nach der Zurruhesetzung sein Talent.
Rentnerpower, Rentnerpower.
Und auch für die Erotik ist es nicht zu spät,
bevor es in den Endspurt geht.

Anna-Luise macht ‚´ne Psychoanalyse,
Marie promoviert in Archäologie,
Ulf gibt Kurse zum Anbau von Biospinat
und Achim überschlägt sich im Gemeindekirchenrat.
Ruth fährt mit dem Fahrrad zum Taj Mahal.
Ja, heuzutage trifft man überall
auf Rentnerpower, Rentnerpower.
Mit achtzig noch unter den Top ten
beim Marathon und beim Ironman.
Rentnerpower, Rentnerpower.
Und zu guter Letzt spielt die Seniorenband,
Rentnerpower liegt im Trend.
Ja, Rentnerpower liegt im Trend.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216414



 
 
 
 
 
Reisepläne
Hab ich mir was vorgenommen,
leider ist’s nie dazu gekommen
Wollt ich machen immer schon
Urlaub in Sowjetunion.
Zu spät. UdSSR
is kaputt und gibts nich mehr.
Gibts nich mehr is übertrieben,
Restmasse is ja geblieben.
Fahr ich also Eisenbahn
Von Simbirsk nach Dagestan,
von Archangelsk nach Smolensk
oder gleich nach Werchowensk,
von Sewastopol in einer Tour
übern Baikal zum Amur.

Taiga, Tundra, lange Strecken,
Sankt Leningrad und Donez-Becken,
westlich, östlich vom Ural,
Transkaukasien, ganz egal.
Wo ich will mich hinbegeben,
kann ich immer was erleben:
Auf Kamtschatka Krebse kaufen,
in Odessa Krim-Sekt saufen,
Kaviar fressen in Unmassen,
Rubel immer rollen lassen.
Ukraine, wo Kosaken
übern Säbel spring’n mit Hacken.
Wird Folklore mir zuviel,
fahre ich nach Tschernobyl.

Olga lebt am Aralsee.
Abschied wird ihr tuen weh.
Ich fahr lieber nach rupzowsk
oder nach Dnjepropetrowsk,
nach Murmansk oder Minsk
oder Semipalatinsk.
Jeden Tag russisch-Roulette.
Nihsni-Nowgorod, ganznett.
Moskau, wo mit leisem Schauer
könnt ich gehn zu Kremlmauer.
Am Baikalsee, dem Stinkeloch,
tote Fische sammeln, doch
zum Wodkabrennen in Taschkent
fehlt mir das Talent.

Winter in Wladiwostok
is zu kalt für Minirock
und auf Insel Sachalin
friert beim Pinkeln der Urin.
In Jakutsk auch kalte Tage
und im Sommer Mückenplage.
Könnt ich noch nach Tiflis gehn,
Grosny war auch mal sehr schön.
Joi, joi,joi, was soll das werden?
Langsam krieg ich Schluckbeschwerden
Sind mir auch zu hohe Preise
für so eine weite Reise,
is mir auch zu großes Land,
bringt mich um Verstand.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983854



 
 
 
 
 
Rotkäppchen und die Wölfe
Das Rotkäppchen wollt´ (im Wald) spazierengeh´n,
spazierengeh´n, spazierengeh´n.
Da hat es den bösen Wolf geseh´n
und fand ihn ganz reizend und wunderschön.
Es nahm den Wolf mit zu sich nach Haus,
sie tranken zusammen ein paar Fläschchen aus.
Und weil das Rotkäppchen so begeistert von ihm war,
fraß es den bösen Wolf mit Haut und Haar.

Der Wolf hat dem Rotkäppchen gut geschmeckt,
so gut geschmeckt, so gut geschmeckt.
Es hat sich den ganzen Tag die Lippen geleckt
und danach hat sich´s wieder im Wald versteckt.
Da kam ein anderer Wolf vorbei,
das Rotkäppchen sprach: "Wie bist du schön, ei, ei."
Es nahm den Wolf mit zu sich nach Haus
und sie tranken zusammen ein paar Fläschchen aus.

Der Wolf hat dem Rotkäppchen gut geschmeckt...

So geschieht jeden Tag ein neuer Mord
usw., usw., usf.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 10386467



 
 
 
 
 
S-Bahnblues
In Berlin sind die Menschen sehr mobil
immer unterwegs zwischen Start und Ziel.
Zum Beispiel ich will von Zehlendorf nach Friedrichshain
und steige hoffnungsfroh in eine S-Bahn ein.
Die kam schon zehn Minuten später (an) als vorgeseh´n
und bleibt dann kurz nach der Abfahrt auf freier Strecke steh´n
zwischen Nikolassee und Grunewald.
Die Heizung funktioniert nicht und draußen ist es kalt.

Das ist der S-Bahnblues.
Das ist der S-Bahnblues.
Das ist der S-Bahnblues.
Wenn du es eilig hast
geh doch zu Fuß!

Man erfährt natürlich nicht, warum der Zug hier steht
und schon gar nicht, wann die Reise weiter geht.
Nach einer Stunde fahrn wir endlich in einen Bahnhof ein.
Aus dem Lautsprecher hört man eine Stimme schrein:
Wir bitten ihnen um ihr Verständnis.
Äh, we please you for your understanding
Auf dieser Strecke fahren heute keine Züge mehr.
Benutzen sie stattdessen den Ersatzverkehr!

Das ist der S-Bahnblues

Also Ersatzverkehr. … Hm …
mit wem denn (eigentlich)?
Ach so, mit Bussen.
Alle Fahrgäste laufen um den Bahnhof rum
und seh´n sich nach dem Schienenersatzbus um.
Schließlich kommt so ein Ersatzbus auch in Sicht
aber der ist (schon) voll. (und) nen zweiten gibt es nicht.

Das ist der S-Bahnblues

Die Berliner S-Bahn ist gar nicht so schlecht wie ihr Ruf.
Sie ist noch viel schlechter.
An Pleiten, Pech und Pannen hat man sich inzwischen aber so gewöhnt
dass sich keiner mehr ernsthaft drüber aufregt.
Wo käme man denn auch hin
wenn man sich über alles aufregen würde.

Der neue Großflughafen in Schönefeld
wird das Berliner Tor zur Welt.
Auch bei ihm hält man keinen Zeitplan ein.
Warum soll´s denn beim S-Bahn-Fahrplan anders sein?
Das wäre überhaupt) nicht einzuseh´n,
es kann doch ruhig auch mal ein bisschen langsamer geh´n!
In Berlin ist man verbal immer startbereit
aber wenn's drauf ankommt, braucht alles seine Zeit.

S-Bahnblues,
Großflughafenblues,
Staatsopernblues,
BND-Zentralenblues,
Es dauert zwar alles etwas länger,
aber dafür wird's dann auch ein bisschen teurer.
Ich glaube, es wäre wirklich mal wieder an der Zeit
für ‚ne Berliner Olympiabewerbung.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 20639178



 
 
 
 
 
Schmiergeld für den Schiri
Schmiergeld für den Schiri, Schmiergeld für den Libero,
Schmiergeld für den Mann im Tor und für die Stürmer sowieso.
Schmiergeld für alle! Keiner soll leer ausgeh´n.
Schmiergeld für das Mittelfeld und den Mannschaftskapitän!

Quer übers Spielfeld fliegt der runde Ball.
Schwarz-Weiß gegen Blau-Grün – an sich ein klarer Fall.
Doch als der Schiri den Schlusspfiff tiriliert,
ist das liebe Publikum völlig irritiert.
Fachleute sagen: Das kann doch nicht sein.
Kenner der Szene prügeln aufeinander ein.
Denn Schwarz-Weiß hat verloren, Blau-Grün hat gesiegt.
Und jeder, der nicht blöde ist, weiß längst schon, woran´s liegt:

Schmiergeld für den Schiri...

Gelbe Karten, rote Karten, Spieler müssen geh´n.
Elfmeter für ein Foul, nur der Schiri hat´s geseh´n.
Schwarz-Weiß setzt jede Torchance in den Sand,
Torwart lässt den Ball durch wie der letzte Dilettant.
Trainer wird bleich und muss mal schnell aufs Klo.
Wie das Spiel ausgeht, bestimmt das Wettbüro
Für Geld bekommt man alles, das weiß doch groß und klein.
Drum kann es auf dem Fußballfeld auch nicht anders sein.

Schmiergeld für den Schiri, Schmiergeld für den Libero,
Schmiergeld für das Management und für den Vorstand sowieso.
Schmiergeld für alle! Keiner muss im Abseits steh´n.
Schmiergeld für das Mittelfeld und den Mannschaftskapitän!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9017149



 
 
 
 
 
Schöne deinen Lebenslauf
Wenn dich das Gefühl erfasst,
dass du nicht genug zu bieten hast,
wenn du nicht damit zufrieden bist,
was aus dir geworden ist,
dann bastel dran, setz noch was drauf!
Schöne deinen Lebenslauf!

War dein Bildungsweg nur mittel,
dann erschleich´ dir einen Doktortitel!
Gib mit coolen Sachen an,
die keiner überprüfen kann!
Auch wenn nichts dran stimmt, nimm´s in Kauf!
Wahrheitsliebe? Scheiß drauf!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216407



 
 
 
 
 
Sixty-Four
An meinem 64. Geburtstag schlief ich lang´
und als ich aufgestanden war, nahm meine Frau mich in Empfang.
Sie führte mich zu meinem Geburtstagstisch,
eine Kerze brannte, Blumen rochen frisch.
„Hier ist dein erstes Geschenk“, sprach sie, „du kommst nicht drauf.“
Ich knüpperte mühsam das Geschenkband auf.
„Was du heute von mir kriegst, das ist für dich ganz toll“
verkündete sie lächelnd und geheimnisvoll.
„Wenn du jetzt nicht damit anfängst, ist es irgendwann zu spät“
und ich bekam von ihr ein Blutdruckmessgerät.

Ich muss zugeben, dass mich dieses Geschenk verdross.
Gehofft hatte ich auf ´ne Flasche Calvados,
auch mein Whiskyvorrat ging bedenklich zur Neige,
das wär‘ doch was gewesen, aber Fehlanzeige!
Das zweite Geschenk (nach dem Blutdruckmessgerät)
war ein Gutschein für eine Spezialdiät
unter Anleitung von fachkundigem Personal
für Menschen mit höherer Jahreszahl.
Dann ein Buch, dessen Titel mir auf Anhieb gefiel:
„Gesundheit im Alter – ein erreichbares Ziel“

Ab einem gewissen Alter gehört jeder Mann,
jede Frau einer Risikogruppe an,
Je nachdem ist das Ende nicht mehr ewig weit,
Verschleißerscheinungen machen sich breit
an diversen Körperteilen, an Organen und Gelenken.
Das wirkt sich aus bis hin zu den Geburtstagsgeschenken.
Ich bekam noch eine App, die misst, was man frisst
und was dabei an Kalorien entstanden ist,
ein Spiel zum Gedächtnistraining für Senioren
und einen Kurs zur Gewöhnung an Rollatoren,
massenhaft Hörbücher und Videoclips
mit Anregungen und hilfreichen Tipps
zur geistigen und körperlichen Fiterhaltung,
zur rundum altersgerechten Lebensgestaltung.

„Na ja, vielleicht hat sie ja recht“, dachte ich.
„Mit 60 plus ist man schließlich nicht mehr jugendlich.
Die Risiken steigen, der Blutdruck vielleicht auch
und eh‘ du dichs versiehst, stehst du auf dem Schlauch.
Gegen Altersabbau ist keiner immun;
man kann ja mal was für seine Gesundheit tun.“
Mit leisem Dank also nahm ich die Geschenke an.
Meine Frau freute sich und sagte dann:
„Diese Sachen kannst du wirklich alle sehr gut gebrauchen“,
und ging raus auf den Balkon, um eine zu rauchen.
Und ich sagte nur: „Du mit deiner Fluppe
gehörst noch zu `ner weiteren Risikogruppe.“

Text und Musik: Dietrich Plückhahn (mit Zitat: When I’m Sixty-Four, The Beatles)
GEMA-Werknummer 21761587



 
 
 
 
 
Sommernachmittag
Der Himmel fast azur,
paar kleine Wolken nur
und eine Kirchturmuhr schlägt in der Nähe.
Die Bäume unbewegt,
weil sich kein Lüftchen regt.
Ein Habicht schraubt sich langsam in die Höhe.
Ich sitz´ schon länger hier
und nehme Bier zu mir.
Ein Hund liegt dösend bei der Wetterfahne.
Das Bier ist kühl und frisch
und am Nebentisch
serviert der Kellner Erdbeereis mit Sahne.
Von Efeu fast verhüllt
ein Coca-Cola-Schild.
Ein gelber Grashalm kitzelt an den Beinen.
Ein Traktor fährt vorbei,
es riecht nach Öl und Heu,
zwei kleine Kinder spiel´n mit Kieselsteinen.

Der Raps ist längst verblüht.
Am blauen Himmel zieht
ein schlanker Motorsegler seine Bahnen.
Der Hund fährt kurz herum
und sieht sich schläfrig um
und scheint die Welt nur mühsam zu erahnen.
Der Habicht fliegt jetzt weg
zu seinem Waldversteck,
als dunkler Fleck auf blauer Silhouette.
Ich sitze weiter hier und nehme Bier zu mir.
Der weiße Schaum tropft sanft auf die Manschette.

Ein Strohhalm liegt im Sand
und von der Efeuwand
wächst ein mit Sonnenlicht durchtupfter Schatten.
Die Sonne steht schon schräg
und vorne auf dem Weg
da flickt ein Fahrradfahrer seinen Platten.

Die Grillen zirpen laut.
Ich krieg´ ´ne Gänsehaut
und geh´ vom Schatten wieder in die Sonne.
Bald kommt der Rest vom Tag.
Mit schnellem Flügelschlag
umkreist ein Schmetterling die Abfalltonne.
Die Stunden zieh´n vorbei
im Sommer-Einerlei,
ich hätt´ so vieles dringend zu betreiben.
Stattdessen sitz´ ich hier
nehm´ weiter Bier zu mir,
und denk´, für heute lass´ ich alles bleiben.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8145684



 
 
 
 
 
Sonnenstrahls Reise
Ein Sonnenstrahl hatte genug von der Sonne
mit ihren dauernden Explosionen.
Er dachte: „Planeten gibt es zwar viel,
doch die Erde, die Erde, nur die ist mein Ziel.
Meine Flucht dorthin wird sich lohnen.“

Er träumte davon, auf Eichen und Birken
als strahlend heller Sonnenschein
an der Fotosynthese mitzuwirken,
am Lebenskreislauf beteiligt zu sein.

Doch als er schon nah an der Erde war,
da wurde ihm plötzlich so sonderbar.
Denn da sah er nicht nur Naturidyll
mit grünem Laub voll Chlorophyll,
mit Eichen und Birken und anderen Bäumen
und saftigen Gräsern aus seinen Träumen.
Er landete stattdessen, iii!,
mitten in einer Mülldeponie.

„Scheiße“, dachte der Sonnenstrahl,
„das war doch gar nicht mein Plan.
Die Flucht von der Sonne war suboptimal,
hätt´ ich das bloß nicht getan.
Jetzt sitz´ ich hier im stinkenden Müll
und nicht im grünen Chlorophyll.
Doch egal, ich zieh‘ meinen Stiebel
jetzt durch, denn ich bin flexibel.“

Statt Blätter mit Sonnenlicht zu benetzen,
muss er jetzt Sondermüll zersetzen.
Es endet auf ähnliche Weise
so manchen Sonnenstrahls Reise.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 25015870



 
 
 
 
 
Sport macht dick
Sport machen die meisten nur
mit dem Wunsch nach einer Topfigur.
Nordic walking, schwimmen, joggen geh´n
um gut auszuseh´n.
Andre wiederum
treibt die Angst um die Gesundheit um.
Darum sind sie intensiv
sportlich aktiv.
Wer sich derart engagiert liegt leider schief.

Denn Sport macht dick,
am Arsch und am Genick,
am Kinn ohnehin,
aber auch am Bauch,
Sport macht dick.
Sport macht dick.
Wer verrät mir mal den Trick,
wie man dünn bleibt,
wenn man Sport betreibt?
Sport macht dick.

Weil ich äußerst sportlich bin,
habe ich nur eins im Sinn:
Samstags vor die Glotze geh´n
und Sportschau sehn.
Während ich die Sportschau seh´,
lieg´ ich auf den Canapee,
esse Toffifee und gönne mir
zwei, drei Bier, manchmal vier.
Rund um den Tabellenspiegel
brauch´ ich ein paar Fitnessriegel,
die stopf´ ich in mich rein,
um fit zu sein.
Hohes sportliches Niveau
hat auch Haribo.

Sport macht dick,
an den Hüften, am Genick,
am Po sowieso
und am Knie, aber wie!
Sport macht dick.
Sport macht schlank?
Wer das behauptet der ist krank.
Vom Anblick einer Ruderbank
wird keiner schlank.

Ich vertilge bei jedem Weltrekord
vor Freude ne Tafel Ritter Sport
Und bei jedem Fußballtor
grinst der Sarottimohr.

Sport macht dick
und dick sein ist nicht schick.
Zu viel Fett an Bord?
Das kommt vom Sport!
Sport macht dick.
Sport macht dick.
Wer verrät mir mal den Trick,
beim Sportschau sehn
nicht aus dem Leim zu gehen?
Sport macht dick.

Peter, Peter,
setz dich bei der Sportschau doch mal aufs Ergometer!

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: Daniel Vogel



 
 
 
 
 
Tierliebe
Kanarienvögel, Katzen, Hunde usw.,
Meerschweinchen, Kaninchen sind treue Wegbegleiter.
Sie machen Kindern Freude, vertreiben uns die Zeit
und helfen auch ein bisschen gegen Einsamkeit.
Als Kind hab´ ich mir immer ein Tier gewünscht,
doch meine Eltern waren ausgesprochen fies.
Und weil ich damals von ihnen nie ein Tier bekam,
hab´ ich heut zu Haus ein ganzes Tierparadies:

Kakerlaken in den Schränken,
Spinnen auf den Fensterbänken.
Voller Läuse alle Pflanzen
und die Decke voller Wanzen.
Käfer auf dem Teakholztischchen
untermTeppich Silberfischchen.
Kellerasseln unterm Dach,
Maden im Gemüsefach -
jedes noch so kleine Tier
fühlt sich pudelwohl bei mir.

Alle meine Tiere vermehren sich im Nu,
ohne dass ich besonders viel dafür tu´.
Lass´ ich ´ne Packung Müsli verrotten,
schon hab´ ich neue Getreidemotten.
Lass´ ich ´ne faule Banane liegen,
fallen die Fliegen gleich drüber her.
Meine Tiere sind genügsam und anspruchslos
und täglich werden es mehr:

Kakerlaken unterm Becken,
Wanzen in den Sofaecken;
Holzwürmer im Gestühle,
Wasserflöhe in der Spüle,
Kellerasseln unterm Dach,
Maden im Gemüsefach
Fliegen, Flöhe, Ratten, Läuse,
Spinnen, Käfer, Motten, Mäuse,
Ohrenkneifer, Grillen Schnaken,
immer wieder Kakerlaken,
Tausendfüßler, Würmer, Schnecken,
Kröten, Ameisen und Zecken,
Mückentanz im Lampenscheine,
Flatterflügel, Krabbelbeine,
um mich rum das pralle Leben.
Salmonellen und Amöben
jedes noch so kleine Tier
fühlt sich pudelwohl bei mir.
Meine Wohnung ist, gottlob,
ein intaktes Biotop.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9391719



 
 
 
 
 
Verfassungsschutzblues
Man denkt bei manch einer Behörde, wozu ist die gut?
Und man fragt sich, was ihr Personal so treibt und tut.
Für alles Mögliche sind Behörden da
und wenn sie gut sind, dann sind sie bürgernah.
Unzählige Behörden gibt’s in Bund und Land
und ihr Nutzen liegt keineswegs immer auf der Hand.
Doch gibt es eine Behörde, die ganz sicher nützt:
den Verfassungsschutz (weil er die Verfassung schützt).

Der Verfassungsschutz kennt keine Fangemeinde,
der Verfassungsschutz kennt nur Verfassungsfeinde.
Der Verfassungsschutz ist (Konsequent) darauf bedacht,
dass die Linke Hand nicht weiß, was die rechte macht
und umgekehrt. Und sowieso:
der Verfassungsschutz beschäftigt V-Leute en gros,
weshalb sogar das Gerücht umgeht,
dass er selber nur aus V-Leuten besteht.

V-Leute sind die verlässliche Quelle
für Wissenswertes über eine Terrorzelle.
Sie kriegen auch sonst dies und jenes raus
und am liebsten forschen sie sich gegenseitig aus.
Ganz gender, V-Mann und V-Frau.
Wofür dieses „V“ steht, weiß keiner genau,
für Verwirrung, Verwechslung, was weiß ich,
für Vertrauen jedenfalls wohl eher nich.

Bröckelt auch an der Verfassung mal hier und da der Putz,
halb so schlimm. Es gibt ja den Verfassungsschutz.
Der sammelt Erkenntnisse und wertet sie aus.
Was Brauchbares kommt in der Regel nicht dabei raus.
Er forscht mit geheimdienstlicher Akribie,
für wen und für was? Genau erfährt man das nie.
Nimm dich in acht, verehrtes Publikum:
der Verfassungsschutz geht um!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 13200840



 
 
 
 
 
Vergebliches Warten
Als sie sich kennenlernten war sie fünfundsiebzig
und er war grade fünfundzwanzig Jahr.
Die reiche Witwe dachte sich: „Er liebt mich“.
Und er? Er dachte nur ans Honorar!
Sein Plan war so: „Die Alte wird bald sterben,
ich werd´ die ganze Kohle von ihr erben.
Ihr Vermögen fällt mir locker in den Schoß.
und dann, dann geht das Leben richtig los.“

Die reiche Witwe wurde fünfundachtzig.
Er fraß sich langsam eine Wampe an
Und dachte sich, na ja, die Alte macht´s nich
mehr richtig lange und dann bin ich endlich dran.
So lag er Jahr um Jahr auf der Lauer,
die Haare wurden weniger und grauer.
Die Witwe lernte Spanisch und Klavier,
er hing wartend vor der Glotze und trank Bier.

Die reiche Witwe wurde fünfundneunzig,
er hockte meist trübsinnig an der Bar.
Sie geht ins Sonnenstudio und bräunt sich
und belegt ein Bauchtanzseminar.
Ein neuer Frühling kam, sie ließ sich liften.
Er kann schon nicht mehr wegen seiner Hüften.
Sie geht nur noch alleine auf den Ball,
denn er hat den ersten Bandscheibenvorfall.

Von Jahr zu Jahr ging´s mit ihr nach oben.
Sie sieht sich nach ´nem neuen Lover um.
Den alten hat sie abgeschoben
in ein Dauersanatorium.
Sie treibt´s jetzt fast so wild wie eine junge Nymphe.
Immerhin, sie ist schon hundertfünfe.
Und er erkennt in tiefer Depression:
Das ganze war ´ne Fehlkalkulation.
Er sitzt im Rollstuhl und fragt: „Wer bitte schiebt mich?“
Als sie sich kennenlernten war sie fünfundsiebzig.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8145697



 
 
 
 
 
Verwechslung
Ich glaube nicht an Geister,
ich glaube nicht an Spuk,
an keine Hexenmeister
und ähnlichen Betrug.
Ich glaub´ nicht an Gespenster,
denn ich bin Realist.
Ich glaube nur an das,
was materiell zu fassen ist.
Die Angst vor allem andern,
die kann ich nicht versteh´n,
und wenn mir mal das Gruseln kommt,
dann kommt´s mir aus Verseh´n.

Ich sitze am Computer
und schreibe einen Text.
Das wird bestimmt kein guter,
denn ich fühl´ mich wie verhext.
Ich höre etwas knurren
und dreh´ mich langsam um.
Ein großer schwarzer Pudel
schleicht in meinem Zimmer rum.

Diesen Pudel kenn´ ich doch!
Mir graust.
Ist er es wirklich?
Aber ich bin doch nicht Faust!

Ich glaube nicht an Geister,
ich glaube nicht an Spuk.
Der Pudel da, wie heißt er gleich,
ist nichts als ein Betrug.
Das kann nur eine Fata
Morgana sein, indes
der Pudel sagt vernehmlich:
“Gestatten, Mephistopheles.
Dass du dich vor mir fürchtest,
das kann ich gut versteh´n,
denn wenn ich mal was Gutes tu,
dann tu ich´s aus Verseh´n.“

Ich drehe mich zum Fenster
und zwing´ mich zur Vernunft.
Das kann nicht sein! Gespenster
in meiner Unterkunft?
Da plötzlich steht ein Mädchen
mitten in der Tür.
Ich glaube, sie heißt Gretchen
und sagt zu mir: „Mir graut vor dir.“

„Nein“, ruf´ ich verzweifelt, „nein!
Das muss eine Verwechslung sein!“

Ich glaube nicht an Geister,
doch nützt mir das nicht viel.
Der Pudel ist der Meister
in diesem bösen Spiel.
Jetzt knirscht er mit den Zähnen
und rüstet sich zum Kampf,
dem Gretchen fließen Tränen,
das Zimmer ist voll Schwefeldampf
Und ich bin mitten drin
in diesem Horrorthriller.
Das muss eine Verwechslung sein.
Helfen Sie mir, Herr Schiller!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 10386460



 
 
 
 
 
Verwirrung am Weihnachtsabend
Der Papa trinkt Bier, die Mama trinkt Wein,
vor dem Tannenbaum stehen die Kinderlein.
Da pocht’s an der Türe, es klopft jemand an,
na klar, denken alle, der Weihnachtsmann.
Der Papa geht raus, um nachzusehn
und bleibt wie angewurzelt stehn.
Da hockt mit Schlappohren und erfrorener Nase
nicht der Weihnachtsmann, sondern der Osterhase.

Der Hase sagt: „Entschuldigen Sie,
es gibt für nichts ne Garantie.
Der Weihnachtsmann brach sich beim Skilauf die Gräten,
deshalb kann er nicht kommen und ich muss ihn vertreten.“
Er lässt Papa stehn, hoppelt ins Haus
packt einen Korb mit Geschenken aus
und spendiert für die Weihnachtsfeier
gefärbte Hühner- und Nougateier.

Der Hase reibt sich die Nase trocken
stellt vor die Krippe Osterglocken,
ersetzt ungeniert und immer frecher
die Weihnachtskerzen durch Eierbecher.
Die Eltern sind wie paralysiert,
die Kinder nachhaltig irritiert.
Der Hase indessen pfeift ein Lied
vom Frühling, der durch die Lande zieht.

Der Papa hält mühsam die Wut im Zaum.
Der Hase stellt unter den Tannenbaum
ein bunt dekoriertes Osternest,
das gibt der Mama jetzt endlich den Rest.
Sie schmeißt den Osterhasen raus
und packt die Pyramide aus.
Doch ein Problem bleibt fortan:
Die Kinder glaub´n nie mehr an den Weihnachtsmann.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9391726



 
 
 
 
 
Vogelpark Walsrode
Eine Postkarte kommt aus Brasilien,
eine Postkarte kommt aus Schanghai.
Eine Postkarte kommt aus Sizilien,
eine Postkarte aus der Mongolei.
Und immer wird in mir das Fernweh geweckt,
und in Gedanken bin ich anderswo.
Im Traum hab´ ich Grönland und Borneo entdeckt,
Sansibar und den Kilimandscharo
und Neuseeland, unsre ferne Antipode,
doch du willst immer in den Vogelpark Walsrode.

Man kann in Bangkok die Tempel bestaunen,
man kann abtauchen vor Yucatan.
Man kann in Finnland so wunderbar saunen
und essen Schaschlik in Aserbeidschan.
Ich möcht´ auch gern zu Kairos Pyramiden
und auf der Akropolis steh´n in Athen,
angeln auf den Hebriden
und in Paris, ja, in Paris die Monalisa sehn
und in Chinas Hauptstadt `ne Pagode.
Doch du willst immer in den Vogelpark Walsrode.

Mondän ist Westerlands Strandpromenade
und es ist so brisant in Kabul.
Man sagt, Florenz hätt´ die schönste Fassade
und in Rom steht der heilige Stuhl.
In Cannes versammelt sich die Filmprominenz,
Monaco ist `ne Spielbank und ein Staat.
In Kattowitz gab’s kürzlich `ne Klimakonferenz
und New York hat immerhin den Weltsicherheitsrat.
Nicht mal ´ne evangelische Synode
tritt zusammen im Vogelpark Walsrode.

Jahrein, jahraus fahren wir nach Walsrode,
zu jedem Vorschlag von mir sagst du nee.
Das könnt´ so geh‘n bis zu unserem Tode,
doch Gott sei Dank kam mir eine Idee:
Aus Hitchcocks Film „Die Vögel“ hab´ ich Bilder
an allen Bäumen in Walsrode angebracht.
Die Vögel sprangen darauf an, sie werden wilder.
und um den Vogelpark wird zunehmend ein Bogen gemacht
und kommt der Hitchcock bei den Biestern voll in Mode,
dann willst auch du nicht mehr zum Vogelpark Walsrode!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 9391724



 
 
 
 
 
Vor Madagaskar
Die Kompassnadel rührt sich nicht,
zum Navigieren fehlt die Sicht,
das Ruder klemmt, wir sitzen in der Falle.
Frischvorräte gibt’s nicht mehr,
wir fressen die Konserven leer,
in Kürze ist der Wasservorrat alle.
Die Mannschaft, meistens vollgedröhnt,
hat sich die Hoffnung abgewöhnt
und weiß, von hier kommt niemals jemand fort.
Denn wir liegen vor Madagaskar
und wir haben die Pest an Bord.

Beim Rauchengabs ne Feuersbrunst
wir sitzen hier in Qualm und Dunst
und atmen schwer im selbstgebauten Nebel.
Unter Deck stinkt’s hunzgemein,
irgendwo dringt Wasser ein
und ringsherum verrosten alle Hebel.
Wir prügeln uns das Mark heraus,
wenn’s dunkel wird, bricht Panik aus
und beinah jeden Tag geschieht ein Mord.
Denn wir liegen ...

Der Rumpf vibriert am Heck und vorn,
stupide röhrt das Nebelhorn
Ratten, wohin der Blick auch fällt.
Das Geschehn nimmt seinen Lauf,
wir haben kaum noch Einfluß drauf.
Ein Rettungsplan wird längst nicht mehr erstellt.
Zum Navigieren fehlt die Sicht,
Bewegungsspielraum gibt es nicht,
die Kompassnadel klemmt, der Kiel sitzt fest.
Denn wir liegen vor Madagaskar
und wir haben an Bord die Pest.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 8237888



 
 
 
 
 
Warum ausgerechnet ich?
Schon als kleiner Junge drückte ich mich
gern vor häuslichen Pflichten.
Es ging mir einfach gegen den Strich,
Auftragsarbeit zu verrichten.
Klopf den Teppich! Räum das Zimmer auf!
Schlag die Sahne! Mach den Abwasch! Und so weiter.
Anweisungen solcher Art gab es zu Hauf
und sie stimmten mich keineswegs heiter.
„Irgendwer muss es ja machen“, war der Standardspruch.
„Nichts geht von allein, wurde gesagt.
Von derlei Redensarten hatte ich schon bald genug
Und habe verdrossen gefragt:
Warum ausgerechnet ich?
Warum ausgerechnet ich?
Warum ausgerechnet ich?
Und warum nicht jemand anders?
Warum ausgerechnet ich?
Warum jemand anders nich?
Andre Menschen gibt es zig,
warum ausgerechnet ich?
Es gibt Regeln, die sind dazu da,
das Miteinander verträglich zu gestalten.
Das ist in Ordnung und ich bin klar dafür,
dass andere sich daran halten.
Zum Beispiel ist es üblich, an der Kasse im Supermarkt
oder vor Schaltern in der Schlange zu warten.
Ich hab mir angewöhnt, weil’s schneller geht, an jeder Schlange vorbei
gleich nach vorne durchzustarten.
Natürlich gibt’s immer wen, der sich meckernd beklagt.
„Vordrängeln gibt’s nicht, sie sind noch gar nicht dran.
geh’n se ans Ende der Schlange!“ Wer mir so was sagt,
den nehm ich kurz ins Visier und sage dann:
Warum ausgerechnet ich?
Warum ausgerechnet ich?
Warum ausgerechnet ich?
Und warum nicht jemand anders?
Warum ausgerechnet ich?
Warum jemand anders nich?
Andre Menschen gibt es zig,
warum ausgerechnet ich?
Als Vielflieger im Jet kann ich Fluglärm gut ertragen,
solang‘ der Fluglärm nicht mein Wohngebiet tangiert.
Und über Kinderlärm werd‘ ich mich auch nie beklagen,
sofern kein Kindergarten in meiner Nähe randaliert.
Eine Bahntrasse, ein Neubauprojekt
bei mir um die Ecke, ich seh‘ das gar nicht ein.
Eine andere Planung, von der ich nicht betroffen bin,
muss doch irgendwie immer möglich sein!
Natürlich, jeder muss mit Beeinträchtigungen leben.
Das ist schon klar und gilt auf jedem Gebiet.
Mir geht’s nur darum, dass bei fast acht Milliarden Menschen
jemand anders die Arschkarte zieht.
Und nicht ausgerechnet ich!
Und nicht ausgerechnet ich!
Und nicht ausgerechnet ich,
sondern irgendjemand anders!
Warum ausgerechnet ich?
Warum jemand anders nich?
Andre Menschen gibt es zig, zig, zig, zig, zig,
warum ausgerechnet ich!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 20639181



 
 
 
 
 
Warum sitzt der gute Onkel Willibald
Warum sitzt der gute Onkel Willibald
seit Wochen in der Untersuchungshaftanstalt?
Hat er seinen Daimler etwa falsch geparkt,
stahl er `ne Salami aus dem Supermarkt?
riss er seinen Nachbarn an den Haaren?
hat er eine Kirchenbank befleckt?
ist er mit der U-Bahn schwarz gefahren
oder hat man die Canabispflanze unterm Dach entdeckt?
Ich frag mich: Warum sitzt der gute Onkel Willibald
seit Wochen in der Untersuchungshaftanstalt?

Warn’s die Doping-Spritzen auf der Trabrennbahn,
war’s der Versicherungsbetrug mit dem Luxuskahn?
Wird er wegen der gefälschten Schecks verknackt?
Sitzt er für den Gemäldeklau im Zellentrakt?
War’s der Meineid in der Spendengeldaffäre?
kam das Millionending in Liechtenstein heraus?
Kam ihm ein anderer Zuhälter in die Quere?
reicht für den Brand in seiner Firma das Alibi nicht aus?
Ich frag mich ...

Der Onkel ist dynamisch, der Onkel ist aktiv,
den ganzen Tag in Zellenhaft, das macht ihn depressiv.
Immer nur Däumchen drehn und warten aufs Gericht
ist verschiss’ne Zeit, das mag der Onkel nicht.
Zwischen den Mauern nichts als Monotonie,
der Onkel weiß nicht mehr, wohin mit seiner Energie.
Hinter den rostigen Gittern aus Stahl
verödet sein ganzes kreatives Potential.

Ließ der Richter Onkelchens Verhaftung zu
wegen des Giftmülltransfers nach Bambalu?
Schnappte ihn das BKA auf frischer Tat
beim Uranexport in den Schurkenstaat?
Warn’s die Blutkonserven aus der dritten Welt,
war das Waffenarsenal zu schlecht versteckt?
Hat die Schleuserbande ihm ein Bein gestellt
oder hat man die Leichen seiner Compagnons entdeckt?
Ich frag mich ...

Ja, der blöde Onkel säße längst nicht mehr,
wenn er nicht an der falschen Stelle knauserig wär.
Gab doch allen Ernstes dieses dumme Schwein
dem Hauptbelastungszeugen nur `n Hundert-Euro-Schein.
Der Zeuge, der war schwer beleidigt,
jetzt packt er bei der Staatsanwaltschaft aus.
Auf sein Gequassel wird er demnächst vereidigt,
der Onkel wird verurteilt, kommt nicht wieder raus.
Bleibt als Resümee zu diesem Bericht:
Am Schmiergeld für die Zeugen spart man nicht.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 7983813



 
 
 
 
 
Wenn bei Capri …
Wenn bei Capri die gelbe Tonne im Meer versinkt,
unhd der Wind den Geruch von frischend Fäkalien bringt
Fährt der Käptn mit seinem Frachter aufs Meer hinaus
und er leert den gefüllten Säurebehälter aus.
Nur die Sterne sie scheinen droben vom Firmament
auf denTeppich aus Algen, den jeder Fischer kennt.
Und beschaulich wird vom Mond illuminiert
wie ein Wal kollabiert.

Bella, bella, bella Marie
komm, wir machen eine Dampferpartie.
Ahoi, ahoi und la paloma, ohe,
auf hoher See.

Sieh die Plattform dort
mit dem Leck im Rohr.
Auf dem Meeresgrund aus der Erde Schlund
quillt das Erdöl hervor.
Wenn der Pelikan
sein Gefieder leckt,
wird der Algenteppich
vom Ölteppich überdeckt.

Wenn bei Capri die gelbe Tonne im Meer versinkt,
und der Wind den Geruch von frischen Fäkalien bringt
flieht das Schmugglerboot vor der Wasserschutzpolizei
und an der Seehundsbank treibt ein Bohrinselwrack vorbei.
Und vom hoffnungslos überfüllten Rettungskahn
winken Flüchtlinge aus dem fernen Kurdistan.
Ja, auf See, da gibt es immer was zu sehn!
Drum sind Seefahrten so lustig, drum sind Seefahrten so schön.

Bella, bella, bella Marie …

Text: Dietrich Plückhahn
Musik: Die Caprifischer (Winkler)



 
 
 
 
 
Wenn man wüsste
Wenn man wüsste, was man wollte,
wenn man könnte, was man sollte,
wenn´s nicht immer diese Zweifelsfragen gäbe,
wäre alles wunderbar,
wäre alles sonnenklar
und es bräuchte nicht so viel Beraterstäbe.
Wenn nicht alles so vertrackt,
manchmal regelrecht beknackt
so verschlüsselt und so undurchschaubar wäre,
stünde wenig auf der Kippe,
man umschiffte manche Klippe
und es käm´ nicht permanent was in die Quere.

Manch einer sucht Alternativen
in der Arktis oder auf den Malediven
und verliert zum Schluss doch jede Wette,
die selbst mit Fahrradkette er wohl kaum gewonnen hätte.

Wenn der Kompass nicht lädiert,
wenn die Linse nicht verschmiert,
wenn nicht jedes Terrain so vermint wär,
wenn das Zerrbild unverzerrt,
wenn der Abgrund abgesperrt,
wenn das Schutzgeld redlich verdient wär,
wenn der Chef nicht so bescheuert,
die Reserve nicht verfeuert,
wenn der Nebel nicht so feucht wär und so dicht,
hätte niemand einen Schaden,
gar nichts wäre auszubaden
und vermutlich gäb´s auch keine Maskenpflicht.

Ja, dann wär alles nicht so unentwirrbar
und ein jeder könnte unbeirrbar
nach der richtigen Lösung suchen,
um zum Schluss nur falsche Wahrheiten für sich zu buchen.

Man könnte Fische vor dem Ertrinken retten,
Solarzellen im Bergwerk installieren,
den Reichstag neu verkleiden, Entscheidungen vermeiden,
die Weltfußballfunktionäre mit Gummibärchen schmieren,
dem Klosterpersonal ein neues Outfit verpassen,
mit Sexappeal (aber nicht zu viel),
Klimanostalgie aufkommen lassen,
mit Grönlandgletscherstücken als Eis am Stiel.

Nur nachhaltig muss alles sein, moralisch und hygienisch,
triggerwarnungsfrei und gendergerecht,
ökonomisch, ökologisch, ergonomisch, ökumenisch,
weil das Gute rundum gut ist und das Schlechte rundum schlecht.

Kaum einer weiß, wo ihm der Kopf steht,
wenn er nicht rechtzeitig merkt, woher der Wind weht.
Doch ob am Vorstandstisch, ob an der Spielkonsole
Dabei sein ist alles, heißt die Parole.
Und schon Goethe hat geschrieben: „Am Anfang war die Tat.“
Also, mach dein Ding!
Aber dreh auf keinen Fall am falschen Rad!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 29216405



 
 
 
 
 
Wir kriegen alles raus
Wer sich wo aufhält? Sein Handy kann es uns verraten.
Wir kennen jedermanns Positionskoordinaten.
Wir wissen, in welchem Lokal Madeleine ihr Lunch einnahm,
weil dort ihre Kreditkarte zum Einsatz kam.
Wir brauchen ein Gesicht nur irgendwo zu scannen,
dann können wir´s im Netz der Netze suchen und erkennen.
Auch dich finden wir in irgendeiner Webdatei,
Google Streetview hilft uns dabei.

Reise- und Konsumverhalten,
wann bei dir die Türen knallten,
was du mit wem und wieso,
ob du kontra oder pro,
sexuelle Präferenzen
und politische Tendenzen,
digital fixiert in Bit und Byte,
wir kriegen alles raus - world wide.

Dein Fingerabdruck ist im digitalen Depot,
deine DNA demnächst sowieso.
Du bist durchschaubar, wenn man weiß, worauf du stehst
und wir wissen, was du anklickst, wenn du online gehst.
Was du buchst bei Easy Jet oder bei der Deutschen Bahn,
deine Spende für die Flutopfer in Pakistan,
überall ist irgendwas von dir im Spiel.
Ein bisschen Puzzle und wir haben dein Persönlichkeitsprofil.

Wessen Bücher du bestellst,
von wem du deine Mails erhältst,
Wen du kennst, wovon du lebst,
wann du wie viel Geld abhebst
sexuelle Präferenzen
und politische Tendenzen,
digital fixiert in Bit und Byte,
wir kriegen alles raus, world wide.

Du hinterlässt eine Spur bei jedem Schritt,
bei jeder Kontobewegung, jedem Grenzübertritt,
jedem Kauf bei Ebay oder Amazon.
Über dich entsteht auch eine Information,
wenn´s ein Knöllchen gibt, weil dein Auto falsch parkt,
mit dem Kamerabild aus dem Supermarkt
und der Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen..
Das muss dich nicht unbedingt entsetzen.
Vielleicht ist grad´ auf deine Daten keiner erpicht.
Kann sein. Aber du weißt es nicht.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 11877642



 
 
 
 
 
Woher die Macke?
Ich frag‘ mich immer, woher hab‘ ich meine Macke.
Ich komme nicht darauf, es ist zu dumm.
Ich kratz‘ mich hinterm Ohr und an der Backe.
Seit Jahren schon treibt mich die Frage um,
warum ich manchmal ticke, wie ich ticke,
mein eigenes Verhalten nicht durchblicke
und noch mehr Leichen in den Keller packe.
Ich frag‘ mich immer, woher hab‘ ich meine Macke.

Hab‘ ich sie erblich oder später erst erworben?
Kam sie von außen oder ist sie genuin?
Wann wurde irgendwas wodurch verdorben?
Sind aus der Kleinkindphase Rückschlüsse zu zieh’n?
Kann sein, es war ´ne Windel, die nicht passte,
vielleicht war’s auch ein Spielzeug, das ich hasste,
oder am Buddelplatz ´ne feindliche Attacke.
Ich frag‘ mich immer, woher hab‘ ich meine Macke.

Waren es Lehrer, die mich nicht erfreuten,
oder war es, ganz trivial,
wie üblich bei so vielen Leuten,
das schwere Trauma im Geburtskanal?
Den ersten Wespenstich hab‘ ich auch im Verdachte,
dass er was wirklich Schlimmes mit mir machte,
und auch das Mottenloch in meiner Lieblingsjacke -
ich frag‘ mich immer, woher hab‘ ich meine Macke.

Was nützt es mir, dass ich mich so plage?
Ich könnt‘ ja auch) dem Drange widersteh‘n,
der augenscheinlich unlösbaren Frage
des Ursprungs meiner Macke nachzugeh’n.
Doch leider bin ich davon ganz besessen.
Das ist nicht angenehm. Es kann indessen
mich der Gedanke ungemein erquicken,
dass alle andern auch nicht richtig ticken.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 21761588



 
 
 
 
 
Zehn kleine Giftzwerge
Zehn kleine Giftzwerge fassten den Beschluss,
dass der, der am lautesten schreit, recht haben muss.
Sofort begannen alle, aus vollem Hals zu schrei´n.
Einer schrie nicht laut genug, da waren´s nur noch neun.

Neun kleine Giftzwerge wollten lustig sein,
machten böse Witze, kriegten sich fast nicht mehr ein,
zogen über alles her. Einer hat gelacht
an der falschen Stelle, da waren´s nur noch acht.

Acht kleine Giftzwerge bauten einen Gott.
aus Pappmaschee, aus Styropor und aus Plastikschrott.
Einer fiel vom Glauben ab und ist ferngeblieben
bei der großen Prozession, da waren´s nur noch sieben.

Schwund muss sein, so ist das Leben.
Wer rausfliegt, kommt nicht mehr rein.
Ein bisschen Ausschuss wird es immer geben.
Schwund muss sein.

Sieben kleine Giftzwerge schauten tief ins Glas,
soffen um die Wette und hatten ihren Spaß.
Manchmal ging es Schluck für Schluck, meistens ging´s auf Ex.
Einer war nicht gut trainiert, da waren´s nur noch sechs.

Sechs kleine Giftzwerge gingen an den Fluss,
an den man besser nicht geh´n sollte, wenn man nicht muss.
Für einen interessierte sich eine Wassernymphe.
Die andern haben ihn verkauft, da waren´s nur noch fünfe.

Fünf kleine Giftzwerge schlichen durch ein Haus.
Sie fingen sich zu gruseln an und wollten wieder raus.
Als die meisten draußen war´n, versperrten sie die Tür.
Einer war nicht schnell genug, da waren´s nur noch vier.

Schwund muss sein …

Vier kleine Giftzwerge war´n total bekifft,
hofften auf Erleuchtung und fanden Rattengift,
warfen es in einen Topf und kochten heißen Brei.
Einer fiel beim Rühren rein, da waren´s nur noch drei.

Drei kleine Giftzwerge waren sehr diskret,
bewahrten ihr Berufsgeheimnis von früh bis spät,
wurden wahre Meister der Geheimniskrämerei.
Einer kriegte Logorrhoe, da waren´s nur noch zwei.

Ein kleiner Giftzwerg sprach zum anderen: „Mein Schatz,
es ist auf dieser Welt nun mal für zwei von uns kein Platz.“
Er zog sein großes Messer, das des ander´n war nicht kleiner.
Sie gingen aufeinander los und übrig blieb keiner.

Jetzt gibt es keinen Giftzwerg mehr.
Wer das glaubt, ist dumm.
Giftzwerge laufen nach wie vor
massenhaft herum.

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 32452890



 
 
 
 
 
Zwischen Leber und Milz
Zwischen Leber und Milz
passt noch immer ein Pils.
Zwischen Leber und Nierchen
passt wohl auch noch ein Bierchen
Zwischen Leber und Po
passt bestimmt ein Bordeaux.
Zwischen Leber und Glied
passt noch ein Aquavit.

Und das ist gut so,
ja, das ist schön.
Da ist noch Platz en gros,
da woll`n wir noch nicht gehen.

Zwischen Leber und Kinn
passt noch immer ein Gin.
Zwischen Leber und Beckenring
passt vielleicht noch ein Kümmerling.
Zwischen Leber und Vorbau
passt noch ein Müller-Thurgau.
Zwischen Leber und Zeh
passt noch ein Grand Manier.

Und das ist gut so...

Zwischen Leber und Hackensporn
passt noch immer ein Appelkorn.
Zwischen Leber und Knie
passt sogar noch ein Hennessy.
Zwischen Leber und Magenwand
passt noch ein Marillenbrand.
Zwischen Leber und Hals
ein Tequila mit Salz (und mit Zitrone).

Und das ist gut so...

Zwischen Leber und Steißbein
passt noch immer ein Eiswein.
Zwischen Leber und Zungenspitze
geh´n glatt noch zwei Slivovitze.
Zwischen Leber und Ferse
passen auch noch diverse.
Zwischen Leber und Baldachin
geht ganz zum Schluss noch ´ne Packung Aspirin.

Und das ist gut so!

Text und Musik: Dietrich Plückhahn
GEMA-Werknummer 10386468